laut.de-Kritik

Überproduzierter Autotune-Soundbrei für die Ballermann-Party.

Review von

"Die Leute wollen nicht zuhören. Das sehe ich an der ganzen Musikindustrie", befand Tua kürzlich im laut.de-Interview. Hinter das vernichtende Urteil des Dubstep-Produzenten und MCs setzt T-Pain mit seinem nun mehr vierten Album mal wieder ein fettes Ausrufezeichen. Doch die Enttäuschung hält sich in Grenzen, denn wenn der Wegbereiter des Autotune-Effekts mit prominenten Featuregästen aus dem kommerziellen R'n'B-/Hip-Hop-Sektor eine Platte aufnimmt, stehen die Erwartungen ohnehin auf dem Nullpunkt.

In den letzten Jahren hat sich der Autotune-Einsatz zum Leidwesen der aufmerksamen Hörerschaft voll und ganz etabliert. Vorerst griffen hauptsächlich US-Produzenten auf das nervige Tool zurück, inzwischen zeigt sich sogar Deutschrapper Kollegah vom Virus infiziert. Nachdem T-Pain den Effekt vor einigen Jahren maßgeblich popularisiert hat, fühlt er sich scheinbar bis heute dazu berufen, ihn bis zum Erbrechen auszureizen. Seine Vocal-Melodien basieren ganz bewusst weder auf Gesangskunst noch auf Emotion, sondern voll und ganz auf der zuständigen Keyboard-Tastatur.

Am vernachlässigbaren Wert dieser Produktion ändert auch die illustre Gästeliste nichts. Chris Brown, ebenfalls berüchtigt für sein Autotune-Faible, sorgt bei "Look At Her Go" und "Best Love Song" nur geringfügig für Abwechslung, Lil Wayne tritt im Hip Hop-lastigen Opener "Bang Bang Pow Pow" gewohnt lethargisch auf, Ne-Yo trägt seinen unspektakulären Teil zum finalen Stampfer "Turn All The Lights On" bei. Immerhin scheinen sich sämtliche Promis im US-typisch überproduzierten Soundbrei zwischen R'n'B, Hip Hop, Pop und House pudelwohl fühlen.

Zum absoluten Tiefpunkt kommt es bei der Pitbull-Kollabo "It's Not You (It's Me)", einem maßgeschneiderten Tune für die Ballermann-Party in Lloret de Mar. Hier vereint T-Pain so ziemlich alles, was einen im Popgeschehen der letzten Jahren angewidert hat. Über Taio Cruz-typischem Club-Beat für die Großraumdisse treffen billige House-Loops auf plump sommerliche Harmonien. Bei Pitbulls Rap-Part erlebt man dabei fast ein Art Verschnaufpause zwischen den furchtbar penetranten Melodien, die einem T-Pain wie immer mit drastisch effektüberladener Stimme um die Ohren trällert.

Bedauerlicherweise bleibt es auf "Revolver" nicht bei trashigen Party-Hits. Mit Schmachtfetzen wie "Default Picture", "5 O'Clock", "Show Time (Pleasure Thing)" oder "Rock Bottom" findet man eine ganze Reihe offenbar ernstgemeinter gefühlvoller Songs, bei denen die Autotune-Vocals nur noch weiter ins Rampenlicht rücken.

Bei der Piano-Ballade "Drowning Again" scheint es zu Beginn dagegen fast, als würde T-Pain seine wahre Stimme präsentieren. Mit zunehmender Spielzeit verschwindet der erträgliche Ansatz jedoch in einer rosaroten Kitschwolke aus synthetischen Chor- und Streicher-Effekten.

Ob und wie gut der R'n'B-Star aus Tallahassee eigentlich singen kann, bleibt einmal mehr höchst schleierhaft. Doch eigentlich erübrigt sich die Frage. Denn was auf "Revolver" abseits der unnatürlichen Vocals passiert, ist ebenfalls nicht nur unspektakulär und einfallslos, sondern auch nervig und ärgerlich.

Trackliste

  1. 1. Bang Bang Pow Pow
  2. 2. Bottlez
  3. 3. It's Not You (It's Me)
  4. 4. Default Picture
  5. 5. 5 O'Clock
  6. 6. Sho-Time (Pleasure Thang)
  7. 7. Rock Bottom
  8. 8. Look At Her Go
  9. 9. Mix'd Girl
  10. 10. I Don't Give A Fuck
  11. 11. Drowning Again
  12. 12. When I Come Home
  13. 13. Best Love Song
  14. 14. Turn All The Lights On

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