laut.de-Kritik
Türkische Folklore, Wut im Bauch und Savas am Mic.
Review von Stefan JohannesbergDer türkischsprachige Rap kehrt in die Hip Hop-Öffentlichkeit zurück. Angetrieben von den Berliner Hardcore-Rappern Killa Hakan und Fuat drängt das Sprachen- und Kultur verbindende Projekt "Rapüstad" in die Anlagen der Headz.
Die von Volkan T. produzierten, orchestralen Beats wechseln zwischen dramatisch düster ("Yanlis Kardesler") und melancholisch smooth ("Yurekten Gelen"). Die türkische Folklore-Akustikgitarre, kurz Baglamas genannt, ist dabei genauso in orientalischer Reichweite wie die Hooks des Sängers Ayaz Kapli.
Kapli wird in seiner melodischen Refrain-Arbeit vom englisch toastenden Reggae-Künstler Jah Sesco unterstützt. Zusammen kämpfen sie gegen das Konglomerat aus dumpfen Drums, zerhackten Samples und harten Flows von Hakan und Fuat. Ihrem türkischem Rap hört man die Straße an.
Die Jungs haben eine ordentliche Portion Wut im Bauch und auf der Zunge, mit der sie auch die logischen Sprachbarrieren zum Einsturz bringen. Gleiches gilt für den Kreuzberger Gast Azra, der dreimal seinen scharfen lyrischen Säbel schwingt.
Bei so viel Hardcore wollen auch die deutschsprachigen Emcees nicht hinterher hinken, sie ätzen ähnlich aggressiv ins Mic. Kool Savas rast gegen Neider hetzend wie Speedboot über das stampfende "Kusersin". Flowmaster Tone steht ihm ihn nichts nach und drückt alle Faker mit unerhörtem Reimfluss an die Wand.
D-Flame sucht auf dem polternden "Yanlis Kardesler" die "Unity", während RAGs Galla bei "Suc" auf einem etwas helleren Beat wie gewohnt deepes Wissen droppt. Zu guter Letzt zeigt Lakmann von Creutzfeld und Jakob seine Gangsta-Styles. Runde Sache, jenseits jeglichem abendländischen Pop-Appeal. Wichtig.
Noch keine Kommentare