laut.de-Kritik
Moshpit in der Moschee.
Review von Yan VogelKulturelle Vielfalt in der westlichen Musik bedeutet vornehmlich die Einbindung einzelner charakteristischer Instrumente oder der Rückgriff auf populäre Standards. Eine wirkliche Verschmelzung findet selten statt. Und wer wenn nicht die rauchenden Kreativschlöte und Fusionexperten von King Gizzard & The Lizard Wizard könnten einem inhaltsleeren Begriff wie Weltmusik einen innovativen Input verleihen?
Widmete sich das Kollektiv im vergangenen Jahr der musikalischen Betrachtung des Klimawandels, einmal in Form eines eskapistischen Boogie-Resets ("Fishing For Fishies") und einmal als thrashige Kernschmelze ("Infest The Rats' Nest"), vollführt die Band heuer einen Derwischtanz durch West und Ost, auf dass dem Hörer die Sinne schwinden.
Aus dem westlichen Kontext entnimmt die Gruppe die Songform und das harmonische Konzept. Riffs, Melodie und Rhythmik entlehnt man der Arabischen Musik. Das Polytonale war ein Element, das schon auf "Flying Microtonal Banana", eines von fünf Alben aus dem Jahr 2017, Verwendung gefunden hat. Jeder Track ist ein Streifzug durch diverse Musikformen und deckt entweder Psychedelic, Doom, Bollywood-Tanzmusik oder Folk ab.
Ein betörender Bauchtanz, ein Dancehall-Beat und eine Hook wie aus der Feder von Steven Wilson erklingt in "Minimum Brain Size". Ennio Morricone steigt von seiner Wolke herab und spendiert eine kleine Mundharmonika-Einlage in "Straws In The Wind". Wäre Paul McCartney Muslim dann klängen seine musikalischen Exponate genau so.
"Intrasport" ist in der Disco beheimatet. Heißes Hecheln, Steicher und 8 bit-Synths tummeln sich unter digitalen Palmen, ein Hauch von Giorgio Moroder weht aus der Anlage. "The Hungry Wolf Of Fate" sprengt wiederum die klanglichen Fesseln und geht glatt als kleiner garstiger Bruder des Songs "Super Bug" vom Vorgänger "Infest The Rats' Nest" durch und mündet in einen Moshpit in der Moschee.
In "Honey" verschmilzt ein straighter Drumbeat mit einem krummen Pattern in den Melodiestimmen. Klanglich spielt die Band mit Folk und Singer/Songwriter-Sounds. Tanz, Rausch und Vereinigung sind globale Themen. Selten klang eine Version des friedlichen Miteinanders so glaubhaft.
4 Kommentare mit 8 Antworten
So viele male wären 0 Sterne angebracht gewesen, aber hier?
Habs als K-G-Fan noch nicht gehört, will aber anmerken, daß die beste Fusion aus östlicher und westlicher Music zweifellos und unhinterfragbar die "Secret Chiefs 3" sind. Mordsmäßig gute "Band" von einem Universalgenie.
hast du es mittlerweile schon gehört?
Jepp. Macht richtig Laune! Stimme Dir zu! Konnte beim ersten Durchgang auch drei Hits ausmachen. Ist sehr eingängig und eher was für westliche Ohren als die Chiefs.
Irres Album - Dankeschön! Genau das richtige zur richtigen Zeit ...
Immer diese glücklichen Zufälle oder? Das Leben ist einfach wie eine Schachtel Pralinen. Manchmal ist halt auch einfach was drin.
und genau wie bei sir psychos kommentaren ist der inhalt matschig und braun, wenn man sie zu lange in der sonne bzw. auf dem board stehen lässt.
Ich bedanke mich herzlichst für die eingeräumte Frist. Ich dachte bisher, sie sind bereits vor Entstehung matschig und braun .
Ich liebe dich, nomanswrap - du bist ne tolle Frau.
Klingt in Auszügen schonmal spannend, wird gecheckt
ich bin keine frau, ich bin eine lady!
richtig starkes album. keine ausfälle, wächst mit dem hören. highlights für mich ontology, the hungry wolf und intrasport, letzteres arrangiert fast klischeehafte einzelteile zu einem echt catchy hit.
Ontologie war in den ersten Runden bei mir das Highlight. Wurde aber mittlerweile von Oddlife abgelöst. Wie geschrieben: keine Ausfälle !