laut.de-Kritik
Die Königin der Lofi-Lounge.
Review von Jasmin LützSean Connery oder Roger Moore? Pierce Brosnan sollte man in der Reihe der besten James Bond-Darsteller nicht vergessen. Und so einen smarten Helden hätte man in diesen Zeiten doch ganz gerne an seiner Seite. "James Bond" heißt das neunte Album von Kitty Solaris und hier vereinen sich warmer Elektro-Pop und Indie-Songwriter-Gefühle, die auch mal zur Kraut-Rock-Gitarre greifen.
Hinter Kitty Solaris steht die Musikerin und Labelbetreiberin Kirsten Hahn. Sie ist die Frau in der Musik, die einen schon spätestens seit ihrem Auftritt 2006 in Köln beim "Wir sind Fucking Independent Festival" musikalisch begleitet. Ihr Soloauftritt im Stereo Wonderland mit E-Gitarre und ruhigen Gesangseinlagen passte bestens in die damalige kölsche Antifolk-Szene. Jetzt lebt Kitty schon lange in der Hauptstadt und ist aus der Berliner Musikerinnen-Welt gar nicht mehr wegzudenken.
Ihr unermüdlicher Einsatz für die Independent-Szene verdient nicht nur die DIY-Krone, sondern auch das goldene Support-Zepter. Sie betreibt nicht nur ihr eigenes Label Solaris Empire, sondern ist auch die Königin der Lofi-Lounge. Sie präsentiert schon seit Jahren regelmäßig im Schokoladen in Berlin, an einem Abend verschiedene Bands aus dem Indie-Pop- und Rockbereich. Also, wer ist hier Fucking Independent?
Der Titeltrack ist bereits im Januar 2024 erschienen und läuft seitdem auf Dauer-Rotation im Radio. Das ist morgens im Bad dann fast schon so ein "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Moment. Der Titelsong über einen geschüttelten Helden ist ein echter Ohrwurm. Kitty Solaris sieht James Bond persönlich auch als Role Model für female Empowerment. Selbstbestimmt und unabhängig durchs Leben gehen. Ein Held im Anzug, der mal eben die Welt rettet.
In ihren Songs sieht Kitty nicht immer alles schwarz, sondern hängt auch friedlicheren Gedanken nach. Einfach mal den Moment genießen ("Go With The Flow"). Auch der Tod eines Menschen kann am Ende für Frieden und viel Liebe sorgen ("Lights Out"). "Be Assange" heißt es in "Heroes" und damit setzt sie auch politische Akzente. Ebenso "Ayahuasca". Dieser bewusstseinserweiternde Trunk aus dem Amazonas hat die Musikerin zwar nicht selbst ausprobiert, aber viel darüber gelesen. Leider sind die Lianen, aus denen dieser halluzinogene Tee gebraut wird, schon fast aufgebraucht und das betrifft vor allem die Menschen vor Ort und trägt nicht zum besseren Umweltklima bei.
Egal ob es die ruhigeren Melodien sind ("Spring Air") oder die Indie-Pop Rhythmen ("Peace Train"). Dieses Album ist ein persönlicher, unverkrampfter Einblick der Singer/Songwriterin mit allen Höhen und Tiefen, die uns im Leben begleiten und mit denen wir uns beschäftigen müssen oder sollten.
Sehr gelungen auch die Coverversion von Robert Palmers "Johnny And Mary", mit harmonischer Gesangseinlage und zurückhaltender Beat-Elektronik. Eine Idee von Kittys Produzenten Damian Press, sein Lieblingsstück von Palmer zu covern. Er ist auch als Gesangs-Partner darin zu hören. Ein smartes Synthie-Pop-Schmuckstück aus den 1980ern über ein Liebespaar, das sich nicht sicher ist, ob es überhaupt zusammenpasst. Ständige Verzweiflung, keine konkreten Handlungen, wer kennt es nicht: "Johnny's always running around, trying to find certainty." Robert Palmer war einer der smartesten Songwriter und wird mit Kittys Version noch einmal in beste Erinnerung gebracht. Vielen Dank! Und jetzt "James Bond" auf die Ohren und raus in den Sommer.
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