laut.de-Kritik

Leidenschaftlich, kreativ, frisch: An ihm kommt keiner vorbei.

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Es scheint nahezu unmöglich, in Deutschland aufzuwachsen und dabei am Jazz- und Filmmusik-Komponisten Klaus Doldinger vorbei zu kommen. Er schrieb den Soundtrack zu "Das Boot" und zu der Romanverschandelung "Die unendliche Geschichte". Spätestens mit der Titelmelodie zu "Tatort" hatte er uns alle in der Tasche. Mit seiner Band Passport, zu der kurzzeitig auch Udo Lindenberg zählte, veröffentlicht er nun bereits das 34. Album.

Der 1936 in Berlin geborene Doldinger strahlt nach wie bewundernswerte Leidenschaft, Kreativität und Frische aus. Der Tenor- und Sopran-Saxofonist bezaubert mit virtuosen Soli und überbordender Spielfreude.

Eine nicht unerheblicher Teil dieser Passion geht von der sich ständig im Wechsel befindlichen Passport-Formation aus. Deren neuste, vorzüglich aufgelegte Inkarnation verhilft "En Route" zu manch ungewohnter Färbung. Das Rhythmusquartett deluxe, bestehend aus Patrick Scales (Bass), Christian Lettner (Schlagzeug), Ernst Ströer (Percussion) und Biboul Darouiche (Percussion), bildet eine herrlich groovende Basis.

Darauf breitet sich der Keyboardsound von Michael Hornek in all seinen Schattierungen aus. Der gerade neu an Bord gekommene Gitarist Martin Scales steuert rockigere Klänge bei. Gemeinsam bilden sie Doldingers Rückgrat, bekommen zum Dank von ihm immer wieder die Möglichkeit, sich selbst gewandt in Szene zu setzen.

Bereits der Opener "Seven To Four" umschreibt das Album perfekt. Prunkvoll wie einst Weather Report strahlt diese Grazie, deren Puls im 7/4-Takt schlägt, Anmut und Lebensfreude aus. Weltmusik-Einflüsse und Bebop stehen sich gegenüber, verbinden sich mit der Eingängigkeit von Doldingers Filmscores. "Infusion Rag" unterlegt dieses Fundament mit einer deftigen Portion Funk. Allen voran brilliert hier Michael Horneks mit einem ebenso irrwitzigen wie staubtrockenen Synthesiser-Solo.

Im rumpelnden, von Tempowechseln gespickten "Stratosport" lässt der Meister sein Saxophon giftig kratzen und flimmern, um dann den Platz für seine Mitmusiker frei zu machen. Die dämmrige Jazzballade "Dark Flame" trägt er zuerst ganz alleine, bis nach und nach die Band einsteigt. Hornek setzt zu einem prächtigen Klaviersolo an, in das Christian Lettner beispielhaft einstimmt. In diesem Zusammenspiel bringen sie die feinsinnige Im­po­sanz des Jazz' auf den Punkt.

Trackliste

  1. 1. Seven To Four
  2. 2. Polysadness
  3. 3. Infusion Rag
  4. 4. Dreaming Far Away
  5. 5. Stratosport
  6. 6. Hopegiving
  7. 7. Marock
  8. 8. Blue Kind Of Mind
  9. 9. Dark Flame (Live)
  10. 10. Playground Jam (Live)

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