laut.de-Kritik
Zu viel Art, zu wenig Rock.
Review von Alexander CordasNach zwei Ausflügen mit KScope sind die Franzosen von Klone wieder beim Hamburger Label Pelagic rund um The Ocean heimgekehrt. Dort waren sie schon mit "The Dreamer'S Hideaway" und "Here Comes The Sun" untergekommen. Vom Sound, den sie seinerzeit spielten, haben sie sich ein gutes Stück entfernt und sich mittlerweile das Label 'Artrock' angeheftet. Joa, Metal spielt mittlerweile überhaupt keine Rolle mehr, vielmehr herrscht auch auf "The Unseen" kontrollierte Offensive vor. Riffbegeisterte Rock-Hörer dürfen das gerne betrauern. Wer mehr auf Arschtritt abfährt, sucht die Vollbedienung lieber woanders.
Das Wort 'gediegen' spiegelt den Klone-Sound 2024 am besten wider. Aber dieser Begriff birgt zwei Seiten. Positiv könnte man anmerken, dass alle Songs - wieder einmal - fantastisch klingen. Die Produktion ist über alle Zweifel erhaben. Jedes Instrument hat seinen Platz im Klangkostüm. Auf der anderen Seite herrscht leider allzu oft die gepflegte Langeweile, weil vieles einfach zu gleich klingt. Das fängt schon beim Opener "Interlaced" an, das nach einem spooky Intro in den gleichen Trott verfällt, an dem schon der Vorgänger krankte. Es kommt einem fast so vor, als ob die Musiker um den nach wie vor formidablen Sänger Yann Ligner vor allem von sich selbst ergriffen sind.
Zum Schluss hört das bei "Spring" genau so auf. Erst denkt man beim Closer noch 'oha, über zwölf Minuten Spielzeit', aber dann passiert erst einmal zwei Minuten nichts außer Windgeräuschen und ein paar Gitarrenklängen, die mit reichlich Hall versehen sind. Dann übernimmt wieder das getragene Element das Zepter, um nach weiteren viereinhalb Minuten ins Nichts auszufaden. Nach 7:15 Minuten erklingen dann spooky Gitarrenlicks mit sanfter Bassdrum-Untermalung, die allen Ernstes fünf Zeigerumdrehungen lang konsequent durchfudeln. Bastel dir deinen Longtrack.
Im Gleichklang der Tracklist ragt einzig "Desire Line" heraus, das mit schönem 3/4-Takt, einer wirklich gelungenen Hook und einem rifflastigeren atmosphärischen Mittelteil aufwartet. Aber das ist für eine Band, die einen derart hochkarätigen Back-Katalog aufzuweisen hat, schlicht und ergreifend zu wenig. Zumindest ist das Cover-Artwork wieder einmal klasse ausgefallen, aber der Inhalt hinkt der Verpackung doch recht fußlahm hinterher.
Dabei kann man den Herrschaften aus Poitiers in keinster Weise vorwerfen, sie würden ihr Handwerk nicht verstehen. Das ist schon alles sehr gefällig gespielt und produziert, eignet sich aber mittlerweile eher als Hintergrundmusik, als dass man gebannt vor der Anlage den Klängen lauscht. Sinnbildlich eigentlich für die Karriere der Musiker, die irgendwie wohl langsam im Sande verläuft. Und das ist mehr als nur schade.
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