laut.de-Kritik
Von Erdmännchen, Panzern, Rittern, Aliens und Filtertüten.
Review von Kai Butterweck19 Jahre Klang-Klamauk und kein Ende in Sicht. Zwar hingen die Fahnen im Knorkator-Hauptquartier zwischen 2008 und 2010 für eine Weile auf Halbmast, doch spätestens seit ihrer fulminanten Live-Rückkehr im April 2011 haben Sänger Stumpen und seine beiden Kollegen Alf Ator und Buzz Dee wieder reichlich Hummeln im Allerwertesten.
"We Want Mohr" schallt es dieser Tage aus dem Köpenicker Forst – eine Forderung, die im Verbund mit diversen aktuellen Band-Illustrationen bei einigen antirassistischen Verbänden für helle Aufregung sorgte. Doch wer Knorkator kennt, der weiß, dass die Mannen um den halbseitig tätowierten Gero Ivers alias Stumpen von rassistischem Gedankengut ungefähr genauso so weit entfernt sind wie der FC Energie Cottbus vom Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga. Provokation, Satire und derber Humor gehören beim Chaos-Trio aus der Hauptstadt schon seit jeher zum Standardprogramm.
Daran ändert sich auch anno 2014 herzlich wenig. Mit im Gepäck haben die Knorkatoren diesmal sogar musikalisch gewohnt marschierend untermalte Fingerzeige von Struwwelpeter-Urheber Heinrich Hoffmann. So werden Erinnerungen wach an den umherfliegenden "Robert", den daumenlutschenden "Konrad" und den bitterbösen "Friederich" – drei mit Pein und wirren Gedanken geplagte Außenseiter, denen auch mit dem Sound der Comedy-Kapelle aus Berlin auf den Ohren am Ende das Lachen vergeht.
Die musikalische Bandbreite auf "We Want Mohr" fällt gewohnt üppig aus, wenngleich sich die Protagonisten auch nach fast zwanzig Jahren noch weit entfernt vom Virtuosen-Status präsentieren. Die Mittel sind zwar beschränkt, doch dafür ist der Einfallsreichtum umso größer.
So bekommt der Freund skurriler Klang-Taten von klassischen Chören ("Hymne"), über Yin und Yang-Attacken à la Mr. Bungle ("L"), bis hin zu metallischem Geschunkel ("Fortschritt") und poppigen Mittelalter-Elementen ("Time To Rise") so ziemlich alles serviert, was das eigentlich gar nicht vorhandene Genre, in dem sich Knorkator bewegen, zu bieten hat.
Den drei Knalltüten von der Spree verzeiht man am Ende sogar eine magere Klavier-Ode an die Herren Halford und Co ("Breaking The Law"). Aber auch nur, weil keine Combo so tolle Geschichten über Erdmännchen, Panzer, Ritter, Aliens und Filtertüten erzählen kann, wie Deutschlands meiste Band der Welt.
11 Kommentare mit 58 Antworten
Was ein geiles Cover!!!
Oh Gott die benutzen das Wort Mohr! Hängt sie!!!!!
alles Nazis!!!!
Seit ihrem nächsten Album aller Zeiten völlig unlustig
Das heißt: "Von Panzern, Rittern, Aliens und Toten" ihr Spaten
TROLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOLOL
Wie bitte - beschränkte Mittel. Ich finde die Kompositionen und auch die musikalische Umsetzung begnadet. Knorkators Stärke ist ja m. E. genau diese Verbindung von Hochkultur und Dada. Ich finde auch die Reifung zu ernsteren Sachen mit den Jahren völlig i.O. Wer will denn immerzu mit 50+ noch darüber lachen, dass einer Scheiße, ficken, Arschloch usw. brüllt.