laut.de-Kritik
Überraschend mutige Sounds abseits der Tanzfläche.
Review von Daniel StraubLange bereits geisterten Ankündigungen vom bevorstehenden Album des Hamburger Produzenten-Duos Kollektiv Turmstrasse durch das Netz. Appetit darauf machten sie mit ihren wunderschön verträumten Clubshits wie "Tristesse" und "Grillen Im Park". Wer diese beiden Kollektiv Turmstrasse-Stücke zu seinen Lieblingen zählt, der drüfte beim Hören von "Rebellion der Träumer" zunächst einmal ungläubig den Kopf schütteln. Zurückhaltend bei den Grooves, setzt das Album die stärksten Akzente abseits der Tanzfläche.
Es ist ein gleichermaßen mutiger wie unerwarteter Schritt, den Christian Hilscher und Nico Plagemann vollziehen. Schließlich hat das Duo mit seinen tanzfreundlichen Produktionen in den letzten Jahren große Erfolge erzielt und ist auch derzeit an jedem Wochenende in den Clubs unterwegs. Einer der Höhepunkt in der Karriere von Kollektiv Turmstrasse war mit Sicherheit die Einladung von Sven Väth nach Ibiza, wo das Duo erstmals ein Gastspiel gab. Da dürften die bekannten und bereits vielfach erprobten Clubtracks der beiden Produzenten auf fruchtbaren Boden gefallen sein.
"Rebellion der Träumer" markiert nicht nur stilistisch einen Aufbruch zu neuen Ufern. Bereits im Produktionsprozess haben Hilscher und Plagemann Mut bewiesen, indem sie ihre eingespielte kreative Partnerschaft um einige Gastmusiker erweitert haben. Dabei ist die Wahl zum einen auf Florian Schirmacher gefallen, der zwei Stücken seine prägnante Stimme leiht und in der Vergangenheit mit seinen Projekten Glowing Glisses, Federleicht und Wareika immer wieder für Aufsehen gesorgt hat. Zum anderen geben Kollektiv Turmstrasse manchen ihrer Stücke auf "Rebellion der Träumer" auch eine weibliche Stimme.
Der poppige Appeal des Albums findet seine Entsprechung in Tracks, die in den Genres Ambient, Dub und Breakbeat zu Hause sind und einen weiten Bogen um House und Techno machen. Dass Kollektiv Turmstrasse mit "Rebellion der Träumer" weit mehr als eine bloße Ansammlung von tanzflächentauglichen Stücken abliefern wollten, zeigen die neun Zwischenspiele, die als Bindeglied zwischen den Tracks dienen. Die melancholische Note gepaart mit einer Vorliebe für melodische Streicherarrangements machen die Albumtracks trotz aller Neuerungen als typisch Kollektiv Turmstrasse erkennbar.
Eingefleischten Fans des Duos fordert "Rebellion der Träumer" dennoch einiges ab. Statt einzelner Tracks steht hier eindeutig das Albumformat im Vordergrund. Eine Wertsetzung, die nur wenige Produzenten aus dem House- und Technobereich vornehmen. Um so positiver muss der Mut von Kollektiv Turmstrasse bewertet werden, sich nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Sie nehmen ihr Album zum Anlass, sich künstlerisch herauszufordern und weiterzuentwickeln.
6 Kommentare
hätte nicht mit einem review hiervon gerechnet. 4 punkte wären auch meine wahl, nichts weltbewegend neues aber differenziert und augeklügelt genug um sich von der masse abzusetzen. "schwindelig" ist bei weitem der beste track. klingt ein wenig wie pantha du prince für mich.
sehr geil!
Ahh, da ist er ja wieder der hochverehrte, lang vermisste Herr Straub - und diese Musik findet er auch noch gut. Na, wenn das kein Grund ist, sich auf Weihnachten zu freuen?!
"Gehen Sie zurück nach der Turmstraße, ziehen Sie keine 4000 DM ein!"
Für mich die beste Neuentdeckung des Jahres ! einfach ein Traum...
überraschend gutes album!