laut.de-Kritik

Diese Dame hat Sex in den Stimmbändern.

Review von

Man lernt doch nie aus. Immer wenn man denkt, dass ein über die Maßen gehypter Trend endgültig in der Kiste beerdigt wird, kommt doch irgendwo eine Band daher, die den Schuss nicht gehört hat. Und scheiße auch - zuweilen stellt es sich als absolut positiv heraus, dass dem so ist.

Kontrust aus Österreich sind so ein Fall. Knietief in Nu Metal und Crossover verwurzelt, braten die fünf Herren plus Dame mit dem Opener "Dance In The Sun" ein fettes Coal Chamber-Riff durch die Boxen, zu dem Sänger Stefan ordentlich abgroovt. Soweit so gewöhnlich. Die Geheimwaffe der Band hört aber auf den Namen Agata und hat eine Stimme, die sogar den Komapatienten Nu Metal wieder ins Leben zurück holt.

Die Österreicher haben das Prinzip des Crossovers gefressen und brettern fröhlich durch alle Stile und Ideen. Dabei gehen sie dermaßen gekonnt und elegant vor, dass auch die vereinzelten Bläser in einem Song wie "I Play With Fire" wie die Faust aufs Auge passen und sich nicht mit dem kurzfristigen Soulfly-Ausflug beißen. Klar, die Jungs sind schon Fans von Bands, die mit S anfangen. Skindred, Slipknot, Static-X stehen ebenfalls Pate, aber hier stimmt auch der Griff zum notwendigen Schuss Melodie.

Im Ganzen erinnert die Mixtur ein wenig an Bobaflex, allerdings haben jene nicht so eine optisch-akustische Granate hinterm Mikro. Sängerin Agata macht rockig und ausdrucksstark den Unterschied aus. Die Frau hat einfach Sex in den Stimmbändern. Da können die Guano Apes einpacken, und auch Die Happy müssen sich warm anziehen.

Auf "Time To Tango" finden sich so einige Songs, die sich zu kleinen Hitsingles mausern könnten. Nur mittelprächtig ist ausgerechnet die Ballade "Sin", auch das instrumentale "Mainstream Bypass" und Stuss wie "Känämänännä" bleiben gestreckte Zeit. Ob man bei einem Song wie "Vodka, Tribe And Dynamite" fröhlich mit trällert oder ein wenig angestrengt das Gesicht verzieht, bleibt Stimmungssache.

Klar - nahezu bei jedem Song hat man dieses kleine 'Hey, das kenn ich doch irgendwoher'-Erlebnis. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Sound gut gemacht ist, für gute Laune sorgt - und eben Agata am Mikro steht. Das sollte reichen.

Trackliste

  1. 1. Dancer In The Sun
  2. 2. Playing With Fire
  3. 3. On The Run
  4. 4. Personal Rotation
  5. 5. The Smash Song
  6. 6. sin
  7. 7. We Add The World
  8. 8. Mainstream Bypass
  9. 9. Clown Parade
  10. 10. 1k1
  11. 11. Lato
  12. 12. Vodka, Tribe And Dynamite
  13. 13. Zero
  14. 14. Känämänännä
  15. 15. Bomba
  16. 16. Face And Filter

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