laut.de-Kritik
Dem Eintritt in den Rock-Olymp steht nichts im Wege.
Review von Kai ButterweckIn Irland erfreut man sich in der Regel vorwiegend an flottem Punkrock (Blood Or Whiskey, The Mahones), hibbeligem Folk (The Pogues, The Dubliners), aufwühlendem Singer/Songwriter-Liedgut (Mick Flannery, James Vincent McMorrow) und großen Stadion-Exzessen (U2). Bands mit international konkurrenzfähigem Alternativ-Rock im Gepäck hingegen findet man auf der grünen Insel eher selten.
Zumindest war das bis zum Jahr 2010 der Fall. Dann traten plötzlich die drei Dubliner Brad Kinsella, Daniel Jordan und Eoin Ryan alias Kopek aus dem Hinterhof ins Freie und erbrachten mit ihrem Debütalbum "White Collar Lies" den Beweis, dass Irland auch durchaus kantigen Power-Rock zu bieten hat. Vier Jahre später legen Kopek nun endlich nach – und wie!
Gleich zu Beginn feuert das Trio mit dem Gesellschafts-Arschtritt "Revolution" aus allen Rohren. Das Schlagzeug scheppert, die Riffs pendeln schwungvoll zwischen Blues- und Alternativ-Rock, und ganz vorne kratzt sich Sänger Daniel Jordan den Teer von der Lunge. Das rockt, geht gut nach vorne und macht Lust auf mehr.
Kein Problem: Mit verzerrten Bassläufen, leidendem Schmirgel-Gesang und einem kraftvollen Stadion-Refrain der Extraklasse setzen Kopek mit "Love Penetrator" sogar noch einen drauf.
Die drei Iren können aber auch anders. Nach dem ebenfalls Arena-tauglichen "Light Me Up", präsentiert sich die Band auf dem anschließenden Drogen-Drama "Drown" von ihrer eingängigen Seite. Zwischen kratzenden Gitarren schieben sich auf einmal jede Menge Pop-Anleihen ins Licht, die der düsteren Grundthematik des Songs mit Hoffnung zur Seite stehen. Hut ab.
"The Water Song" erweist sich als ein weiteres Songwriting-Juwel mit Pop-Schliff. Simpel strukturiert, aber fesselnd bis zum letzten Beckenschlag legen die Insulaner hier ihre Hit-Meisterprüfung ab.
Irgendwo zwischen den Sound-Fundamenten von Marilyn Manson, den Black Keys und Royal Blood pendelnd, läuten Kopek mit dem groovenden "Strays" die zweite Hälfte des Albums ein.
Scheinbar überrascht von der eigenen Durchschlagskraft, kommt die Band allerdings in der Folge arg vom Kurs ab. Weder der in Richtung Neu Delhi schielende Leisetreter "Light Up My Room" noch das anschließende wieder komplett instrumentierte "Changeling" halten auch nur ansatzweise mit dem Vorangegangen mit.
Glücklicherweise kriegt der Dreier pünktlich zum Finale aber wieder die Kurve. Mit punkigem Rotz ("Glow") und massig angerührtem Arena-Rock ("Ego Death") betreibt die Band Wiedergutmachung, so dass dem Eintritt in den Rock-Olymp eigentlich nichts mehr im Wege steht. Herzlich Willkommen.
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