laut.de-Kritik

Hämmert den Swiss-made-Hardrock noch einmal kräftig in die Birne.

Review von

Als Schweizer kommt man nicht umhin, dass beim Namen Krokus leicht die Brust schwellt. Keine andere Band des Alpenstaates war so erfolgreich wie Krokus: In den 80ern holten die Hardrocker Platin in den USA und in Kanada, füllten Stadien und waren Festival-Headliner. Alleine in der kleinen Schweiz verkaufte die Band über eine Million Tonträger.

Im vierten Jahrzehnt ihrer Bandgeschichte erscheint mit "Hoodoo" erste Album in Originalbesetzung seit 20 Jahren. Nach der erfolgreichen Reunion von 2008 nahmen Chris von Rohr, Marc Storace, Fernando Von Arb, Mark Koehler und Freddy Steady während zweier Jahre neue Songs auf. An den Reglern saß Chris von Rohr gleich selber.

Auch im Alter von 60 Jahren geben die fünf Rocker aus dem Provinzkaff Solothurn noch immer Gas: straighte, schnörkellose Breitwandriffs, ein gut geölter, konstant auf den Achteln tuckernder Bass-Motor, steady Beats an der Schießbude und Marc Storaces rauchig-bluesiges Stimmorgan sorgen für qualitativ hochstehenden R'n'R à la AC/DC oder ZZ Top.

Krokus erfinden mit Hoodoo den Rock nicht neu. Das ist auch gut so. Krokus sind nämlich dann am besten, wenn sie sich auf die Stärken der Ära "Metal Rendez-Vous" besinnen. Wieso aber das an Karaoke-Abenden seit Ewigkeiten hoch im Kurs stehende "Born To Be Wild" von Steppenwolf den Weg auf die Platte fand, bleibt ein Rätsel.

Erst mit "Ride Into The Sun" schlagen sie eine andere Richtung ein, was durchaus gelingt. Der Song mischt das Album auf mit Midtempo und düstererer Voodoo-Athmosphäre. Aber höre ich da etwa ein verstecktes "Final Countdown"-Riff?

Leider finden sich in der Mitte des Albums einige Hänger. Mit tausendfach da gewesener Lyrik ("One Life, one love. Gettin' ready to ride") und belanglosen Standard-Riffs ist speziell "Too Hot" vollkommen überflüssig. In die gleiche Bresche schlagen "In My Blood" oder etwa "Shot Of Love". Glücklicherweise ist der Finisher "Firestar" einer der besten Tracks der Platte und hämmert den Swiss-made-Hardrock noch einmal kräftig in die Birne.

Ein Blick auf die Lyrics zeigt, dass die rüstigen Herren von Krokus doch ein bisschen wehmütig auf die wilden Zeiten auf US-Tournee zurückblicken. "One night stand, travellin' with the band, passion in the motel room", singt Storace etwa auf "Dirty Street". Drogenexzesse und Groupie-Orgien sind aber definitiv ein Ding der Vergangenheit. Der Sänger trinkt laut eigenen Worten längst Tee statt Whiskey.

Trackliste

  1. 1. Drive It In
  2. 2. Hoodoo Woman
  3. 3. Born To Be Wild
  4. 4. Rock'n'Roll Handshake
  5. 5. Ride Into The Sun
  6. 6. Too Hot
  7. 7. In My Blood
  8. 8. Dirty Street
  9. 9. Keep Me Rollin
  10. 10. Shot Of Love
  11. 11. Firestar

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Krokus

Krokus sind die Mutter aller Schweizer Metal-Bands. Ihre erfolgreichste Phase hatten sie in den Achtzigern, als sie neben ihrer Schweizer Heimat auch …

Noch keine Kommentare