laut.de-Kritik
Live sitzt bei der Minogue jeder Ton. Bombensicher.
Review von Eberhard DoblerDie Wunde, die Olivier Martinez hinterließ, ist frisch. Kein Wunder, durchlebte das Paar aufgrund Kylies zum Glück überstandener Krebserkrankung schließlich eine schwere Zeit. Und die Sängerin will ihn folgerichtig auch wieder zurück haben, wie man liest. Privat gehts daher weitaus trauriger zu als auf Kylies Comebacktour "Homecoming". Denn hier gab die gute Laune den Takt vor.
Im November vergangenen Jahres präsentierte sich Kylie stimmlich wieder auf der Höhe. Auf umfassenden 29 Tracks, darunter so gut wie alle Hits, kann der Fan ihrer Rückkehr nach Sydney beiwohnen. Für alle anderen bleibt Kylie eben Kylie: gefälliges Pop-Disko-Entertainment, das man mögen oder zum Gähnen finden kann.
Fakt ist: Obwohl häufig auf die 4/4-Bassdrum setzend, findet Kylies Spektakel doch deutlich unter dem Coolness-Level einer aktuellen Madonna-Sause statt. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel: So bleibt etwa "Can't Get You Out Of My Head" eine Club-Bombe.
Auch der bisher unveröffentlichte Track "White Diamond", eine elektrifiziert schwebende Pop-House-Nummer, die in Kooperation mit den Scissor Sisters entstand, kann sich hören lassen. Sehr gut tanzbar im Doppelpack präsentieren sich live "Shocked/What Do I Have To Do?" und "Spinning Around".
Langsamer, aber genauso gut schwoft "Chocolate". Das fast rockige "Too Far" geht ebenfalls als Hit durch und das Rock-Duett "Kids" mit Bono (im Original Robbie Williams), der jubelnd begrüßt wird, ist natürlich eine lässige Angelegenheit - der Duft der großen weiten Glitzer-Showwelt eben.
Ein Knackpunkt bleibt - wie immer - Kylies helles, im oberen Bereich fast quiekendes Organ. Dieses ist nun mal ziemlich dünn bestückt. Wers netter formulieren will: feenhaft. Eines muss man allerdings konstatieren. Bei der Minogue sitzt jeder Ton, und zwar bombensicher (etwa die herzzerreißende Ballade "Somewhere Over The Rainbow").
Die Show beginnt mit einer orchestralen Ouvertüre, die nach einem waschechtem Score klingt - wie geschaffen für einen neo-romantischen Schinken. Im Intro "Temple Prequel" zu den orientalisch konfigurierten Stücken "Confide In Me" und "Cowboy Style" findet die Ouvertüre sozusagen ihre instrumentale Fortsetzung (auf CD 2 bilden "Rainbow Prequel" und "Space Prequel" das Pendant).
Kylies Live-Mix komplettieren funky Pop-House-Nummern ("In Your Eyes") und Balladen wie "Red Blooded Woman", in das ihr Duett mit Nick Cave eingearbeitet ist. Natürlich darf auch der unvermeidliche 80er-Touch nicht fehlen ("Better The Devil You Know"). CD 2 gibt sich zu Beginn sanfter ("Come Into My World", "Dreams" oder das ihrem Vater gewidmete "Especially For You"), bevors später rockiger ("Burning Up/Vogue") bzw. clubbiger ("Light Years/Turn It Into Love") zugeht.
Außerdem finden sich hier besagte 80er-Hits "The Locomotion" (Achtung, Swing-Version) und "I Should Be So Lucky" (das Publikum kollabiert fast) - die Nummer ist live im Gegensatz zum nachfolgenden "Hand On Your Heart" aber auch ein echter Knaller. Kylie Minogue bietet auf zwei CDs die Vollbedienung in Sachen massenverträglichem Disko-Pop. Klare Comeback-Ansage an die Fangemeinde.