laut.de-Kritik

Fluchen bis der Iggy kommt.

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Bock auf den guten alten Britpunk-Style? Dann "Let The Girls Out"! Wer Amyl And The Sniffers feiert, wird Lambrini Girls lieben. Frauen, England, Punk und rotzige Rhythmen - bei diesem energiegeladenen Duo bekommt man Schnappatmung und doppelte Hitzewallungen gleichzeitig. "Who Let The Dogs Out" heißt das Debüt aus dem Hause City Slang und klingt wie 365 Tage Weiberfastnacht in Köln. Nur wütender, aber mindestens so schrill und mit akutem Kreisch-Alarm. Phoebe Lunny and Lily Macieira sind die neuen Queens of Rotzigkeit. Sie schreien dir minutenlang ins Gesicht. We love it!

Spätestens bei "Big Dick Energy" klingelt es im Oberstübchen und die Hirndecke wackelt. Bei diesem Song denkt man an alle Dickheads dieser Welt. Vom Ex-Freund angefangen, über Arschloch-Milliardäre und neugewählte Politiker-Trottel: "Big dick energy. You know what mate, stay the fuck away from me. Why? You're really not that big." Deutliche Worte, Lieder mit einer prallgefüllten Message. Bei Lambrini Girls wird der Aktivismus großgeschrieben und gleich ins Mikro gebrüllt. Da schöpft man bei all der Verzweiflung sofort wieder Hoffnung für 2025.

Fluchen bis der Iggy kommt: Iggy Pop feiert das Energiebündel aus Brighton, und seine Lieblingsbands sind immer hörenswert wie Sleaford Mods. Auch Kathleen Hanna und die Girls von Sleater Kinney wurden schon als Fans geoutet. Motzen is the new loud, und auf ihrer EP von 2023 "You're Welcome" war die Kacke bereits am Dampfen. Das sah man nicht nur auf dem Cover mit einem Haufen Scheiße, der in Flammen steht, sondern hörte man auch im Song "Help Me I'm Gay", hier outete sich Phoebe Lunny zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.

Die Girls geben Vollgas und kotzen sich über toxische Männlichkeit, Machtmissbrauch am Arbeitsplatz und Sexismus in der Punkrockszene aus. Mal ernsthaft, mal süffig amüsant, hauptsache mitten in die Fresse und mit jeder Menge Pogo-Momente.

In "You're Not From Around Here" wirbeln dir die Riffs um die Birne, der verzerrte Bass von Lily Macieira und ein ebenso verzogenes Gitarrenspiel von Phoebe Lunny. Am haltlosen Schlagzeug saß bis 2023 Catt Jack. Es herrscht ein rauer Ton bei den Girls, aber schließlich sind die Zukunftsaussichten auch ziemlich düster. In England sowieso, und da lässt Frau sich weniger anpissen, sondern pisst zur Abwechslung mal die reichen Idioten an: "Charlotte wants to sound like Blondie. But couldn't simply book her own gigs. She's a baroness you see." ("Filthy Rich Nepo Babies"). Phoebes Gesang immer prominent, mal mehr gesprochen, aber immer mit jeder Menge Wumms dahinter.

"Who Let The Dogs Out" eignet sich nicht gerade für einen entspannten Wellnesstag. Es ist immer was los, und zwischen hektischem Post-Punk-Gebrüll gibt es auch mal poppige Ausbrüche a la Helen Love oder Ramones mit harmonischen Gesangseinlagen ("No Homo"). Langweilig wird es nie. Zum guten Schluss gibt es dann noch eine echte Riot Grrrls-Hymne à la Le Tigre mit gängigem Synthi-Disko-Beat. Und jetzt alle: "C-U-N-T. I'm gonna do what's best for me. I'm cunty. That's cunty."

Trackliste

  1. 1. Bad Apple
  2. 2. Company Culture
  3. 3. Big Dick Energy
  4. 4. No Homo
  5. 5. Nothing Tastes As Good As It Feels
  6. 6. You're Not From Around Here
  7. 7. Scarcity Is Fake (Communist Propaganda)
  8. 8. Filthy Rich Nepo Baby
  9. 9. Special Different
  10. 10. Love
  11. 11. Cuntology 101

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