laut.de-Kritik

Rock und Blues nehmen sich an die Hand.

Review von

"Do I Have Your Attention", fragt Laura Cox, während sich im Hintergrund rotzig rockende Erinnerungen an Joan Jett und Lita Ford auf die Reise machen. Natürlich sperrt der Bluesrock-Fan gerne seine Lauscher auf, wenn die Französin mit ihrem vierten Studioalbum im Gepäck vor der Tür steht. "Trouble Coming" startet druckvoll und erwartungsgemäß gitarrenlastig. Blues und Rock nehmen sich an die Hand und lassen auch nicht mehr los. Diverse Soundpedals sorgen dabei für reichlich Abwechslung.

Laura Cox festigt ihren eigenen Stil irgendwo zwischen den Branchenlegenden Joe Bonamassa, Mark Knopfler, John Lee Hooker und Rich Robinson. Die Gitarre ist ihre Leidenschaft. Aber auch das Songwriting gehört längst zu den Stärken der 34-Jährigen, die lediglich im Bereich Gesang noch Luft nach oben hat. In den Strophen fällt das aber nicht wirklich auf, denn hier gibt die Klampfe die Richtung vor. Die Anschläge und das Picking sind on point, der Sound ist retroesk knarzig, oft verzerrt, aber nie drüber. Wenn dann wie im Opener "No Need To Try Harder" der Refrain plötzlich in Richtung Hit-Radio schielt, dann meckert auch keiner mehr über die etwas dünne Stimmfarbe der Interpretin.

"Inside The Storm" ist ein atmosphärischer Track, der stets kurz vor der Explosion zu stehen scheint. "What Do You Know" schiebt sich sanft durch die Gehörgänge. "Dancing In The Dark" hätte sich auch gut auf einem älteren Garbage-Album gemacht. Die passende Atmosphäre spielt im Herbst 2025 eine große Rolle. Laura Cox schrammelt nicht einfach drauflos, sondern verpackt ihr introspektives Themenfeld mit viel Sorgfalt und noch mehr Liebe zum Detail.

Manchmal braucht es nur ein Banjo und eine einfühlsame Grundmelodie, um einen guten Song zum Leben zu erwecken ("Out Of The Blue"). Laura Cox kann aber auch anders. "The Broken" kommt mit viel Energie und crunchiger Rock-Attitüde um die Ecke, kurze "Song 2"-Erinnerung inklusive. Der schleppende Blues-Rocker "Rise Together" schiebt nochmal kräftig an. Das eingangs erwähnte "Do I Have Your Attention?" nimmt den Ball auf, ehe das etwas sperrige "Strangers Someday" das letzte Ausrufezeichen hinter einem Gesamtwerk setzt, das durchaus überzeugt.

Trackliste

  1. 1. No Need To Try Harder
  2. 2. A Way Home
  3. 3. Trouble Coming
  4. 4. Inside The Storm
  5. 5. What Do You Know?
  6. 6. Dancing Around The Truth
  7. 7. Out Of The Blue
  8. 8. The Broken
  9. 9. Rise Together
  10. 10. Do I Have Your Attention?
  11. 11. Strangers Someday

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