laut.de-Kritik
Visionärer und unerwarteter Bruch.
Review von Gregory BritschLaurent Garnier, Frankreichs Vorzeigeproduzent, Techno-Pionier der ersten Stunde, Labelmacher von F Communications, Gründer des Webradios pedrobroadcast.com und mittlerweile Buchautor ("Elektroschock", Hannibal-Verlag), hat nebenher auch noch eine neue Platte an den Start gebracht. Mit Hilfe von Stéphane Dri alias Scan X produzierte er "The Cloud Making Machine" - und vollzieht einen unerwarteten Bruch zu seinen bisherigen Werken. Ähnlich wie in seinem Buch, in dem er den Werdegang von Techno anhand der eigenen Karriere Revue passieren lässt, reflektiert Garnier die vergangenen vier Jahre und lässt dabei eine musikalische Vision einfließen, für die er so bisher nicht bekannt war.
In der Tat klingt manches visionär. "The Cloud Making Machine" zeigt sich als eine Art cineastisches Werk, das den Hörer auffordert, sich Zeit zu nehmen, in seine Welt der Bilder einzutauchen und mit ihm auf eine Reise zu gehen. Die Musik erfüllt den Raum, sie breitet sich aus und präsentiert eine ganze Bandbreite an gegensätzlichen Gefühlszuständen: Chaos und Poesie, Morgenröte und Morgenschwere, verrücktes Gelächter und stilles Nachdenken, tief greifende Erfahrung und pure Emotion. "The Cloud Making Machine" ist keine Platte, die primär zum Tanzen animiert.
Einzig "Controlling The House Pt.2" hat einen durchgängigen 4/4-Beat und bei "(I Wanna Be) Waiting For My Plane" lässt es Monsieur rockig krachen mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Richtig, dies ist kein klassisches Techno-Album von Laurent. Anders als "Unreasonable Behaviour" (2000), dafür aber mit den für ihn typischen dunklen, mutierten Klangschattierungen. Darüber hinaus holt sich Garnier u.a. den norwegischen Jazz-Pianisten Bugge Wesseltoft, Sänger und Oud-Spieler Dhafer Youssef sowie Sängerin Sangoma Everett ins Studio The Kub. Eine sonderbare, zugleich aber vielseitige und leidenschaftliche Platte, bei der einem phasenweise sogar Pink Floyds "Dark Side Of The Moon" in den Sinn kommt. Wer hätte das gedacht? Chapeau!
2 Kommentare
Echt kein Kommentar dazu. Find das Album nämlich hochinteressant, vielleicht sogar Garniers Beste, weil er dort seine musikalische Vision verwirklicht und zwar konsequenter als sonst, ohne sich genremäßig zu limitieren. Ein nachdenkliches und introvertiertes Werk des Meisters mit wunderbaren Momenten zwischen Euphorie und Depression.
PS: Und "Huis Clos" und "Jeux D´Enfants" sind echt zum weinen schön.
Bugge Wesseltoft, ein bekannter Jazzmusiker, hat auch hier wieder feine Arbeit abgeliefert. Faszinierend, wie hervorragend Musik klingen kann, wenn sich zwei völlig unterschiedliche Musiker zu einem ganzen verbinden.