laut.de-Kritik

Einen Laufpass hat doch jeder schon einmal bekommen ...

Review von

"Die erste Liebe ist nichts als ein bisschen Dummheit und sehr viel Neugierde." (George Bernard Shaw)

"Wir waren jung, wir waren dumm, jung, dumm und glücklich". (Lee Buddah)

"Under der linden an der heide
dâ unser zweier bette was
dâ mugt ir vinden
schône beide gebrochen
bluomen unde gras
vor dem walde in einem tal
tandaradei,
schöne sanc die nachtigal." (Walther Von Der Vogelweide)

"Ich halte still und hoffe auf den Mai,
tandaradei, tandaradei." (Lee Buddah)

So schaut's wohl aus bei Julia und Andy, deren Liebesbeziehung "Frühjahrschronik" in elf Popsongs aufarbeitet. Der Hip Hop, der in manch einem Sound noch auf den beiden alten Alben zu finden war, ist hintenüber gefallen. Das ist insofern nicht allzu tragisch, da Philip Stegers ganz feine Songs aus dem Hut zaubert, die auch ohne Gehiphopse sehr gut funktionieren. Das Thema des Albums schlägt sich auch auf das Klangbild nieder. Der Wohlklang weht wie ein frischer Frühlingswind durch sämtliche Stücke. Akustikballaden ("Frühjahrschronik"), Funk ("Andy"), Countryeskes ("Dich Noch Hier"), egal auf welches Terrain Buddahs Lee sich vorwagt, es hat Hand und Fuß.

Wie oben schon angedeutet, spricht er in den kleinen Geschichten des Albums nicht unbedingt die Hochsprache der Dichter und Denker. Die Normalität, die seinen Texten und Formulierungen entspringt, lässt jedoch unmittelbar am lyrischen Geschehen teilhaben. Ist ja auch nicht schwer, schließlich hat wohl jeder in irgendeiner Form schon einmal einen Laufpass bekommen. Derart tragisch wie im vorliegenden Falle vielleicht nicht unbedingt, aber dieses "Am 30. Mai ist der Weltuntergang" (nebenbei eine gar lust'ge Anspielung auf den Veröffentlichungstag des Albums) darf der Liebeskummernde bis zum Letzten auskosten.

"Die Jungen Wilden" bricht aus dem Popsong-Kontext des akustischen, geradlingen, dem Ohr schmeichelnden Lied aus. Ganz offensichtlich von Kraftwerks "Computerwelt" beeinflusst. Das von einem Vocoder gesprochene "Nummern, Zahlen, Handel, Leute" erweitert Lee um "Kummer, Abend, Tanzen, Heute". Es hüpfen die Synthieklänge und spielen miteinander Ringelreihen. Sehr schön. Überhaupt, schön: sehr schönes Album, das.

"Die Schönheit der Dinge, lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet." (David Hume)

"Ich bin schön." (Der Rezensent)

Trackliste

  1. 1. Jung, Dumm & Glücklich.
  2. 2. Frühjahrschronik
  3. 3. Allein Zu Haus
  4. 4. Andy
  5. 5. Daunenkissen
  6. 6. Julia
  7. 7. Landflucht
  8. 8. Dich Noch Hier
  9. 9. Die Jungen Wilden
  10. 10. Bereuen
  11. 11. Drei Wünsche

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