laut.de-Kritik
Leidet schwer an Praecox-Symptomen.
Review von Matthias MantheLange Pausen zwischen Albumreleases sind für Irans Produzentenexport Leila Arab kein Novum. Klang jedoch auf dem überragenden Trilogie-Abschluss "Blood Looms And Blooms" 2008 kein Augenblick nach ausgedehnten Sabbatical Years (geschlagene acht Jahre waren vergangen), leidet "U&I" schwer an Praecox-Symptomen.
Mit dem in Berlin ansässigen Mt. Sims hat sich Leila diesmal zusammengetan. Wenn man dem Pressetext Glauben schenken darf, saß der Warp-Act das Gros der Zeit vor dem Fernseher, während der New Darkwave-Elektroniker ihr die Dropbox füllte. Die dazugehörigen Stücke, in die sie die Vocals des Amerikaners einbettet, schrieb sie anschließend im Stundentakt.
So entstand im Schnellschuss-Verfahren eine Sammlung dunkler Elektro-Dystopien, die leider geradewegs an den Signifikanten Leilas vorbeidröhnen: Das fast opereske Triphop-Space-Drama, in dem Krach ("Mettle") und Gäste wie Martina Topley-Bird gesamtkonzeptionell stimmige Symbiosen bildeten, tauscht die Londonerin gegen No-Pop der eher unspannenden Sorte. Stattdessen setzt es elementartechnoide Stomper, verirrte Drone-Zwischenspiele und Noise-Kaskaden.
Matthew Sims' Stimme kühlt die Soundscapes ohnehin schon auf unter Betriebstemperatur. Anstatt Gegenakzente zu setzen, untermauern Stakkatos in Alec Empire-Verwandtschaft diese missglückte wie harmoniefeindliche Body Music. Experimenteller Leftfield-Hiphop, fragmentarische Orientalismen und Pianomelodien prägten den elaborierten Flow des Vorgängers – hier wird lediglich zwischen stressig rumpelnder Digitalnoise-Abfahrt ("Welcome To Your Life", "Colony Collapse Disorder") und schnell vergessenen Ambient-Interludes changiert. Das macht weder auf Track- noch Albumebene wirklich Freude. Für Warps IDM/TripHop-Protagonistin eine Enttäuschung.
1 Kommentar
Wenn ich sowas höre, ist mir klar warum die Religionswächter gegenüber Frauen im Iran so ein strammes Regiment führen.