laut.de-Kritik
Zwischen bayerischem Cowgirl und braver Pop-Sauberfrau.
Review von Kerstin KratochwillEs wird viel gehaucht und gesäuselt auf dem zweiten Album von Leony, einer der aktuell erfolgreichsten Sängerinnen in Deutschland, das zwei Jahre nach ihrem Debüt "Somewhere In Between" erscheint. Der Titel "Oldschool Love" verweist bereits auf die Stimmung der Songs, zurück in die vermeintlich heile Vergangenheit mit Disco-Fox-Beats und Dauerberieselung.
Die Retro-Karte wird mit Techno-Anstrichen wie bei "I Can Feel" ausgespielt, "Be Your Side (In My Mind)" schwingt dann ein wenig folkig und bei "Rock’n’Roll", einem Duett mit G-Eazy, wird dem Titel entgegen eine durchaus minimalistisch coole Rap-Zutat mit eingebracht und vor allem der Song "The Weekend" mit Imran ist mit seinen Vibes zwischen Justin Timberlake und Michael Jackson erfrischend catchy.
Dazwischen finden sich jedoch viele ähnlich klingende Pop-Songs mit zeitgenössischem Anstrich, die in den Radio-Algorithmus-Playlisten nicht weiter stören. Leonys Musik mit Songtiteln wie eben dem countryesken "Oldschool Love" oder auch "Simple Life" – das in seiner rumpligen Schlagermelodie lustigerweise ein wenig an ihre bayrische Kollegin Nicki ("I bin a bayerisches Cowgirl“) erinnert – wird zudem mit braven Lyrics unterfüttert, die traditionelle Werte propagieren.
Wie ein Fremdkörper in dem durchaus auf harmonisch und hübsch getrimmten Album wirkt dann der aggressiv-pompöse Track "Fire" mit Meduza und OneRepublic, der offiziellen UEFA Fußball-EM-Hymne 2024, die man mit rund 60 Millionen Streams auf Spotify wohl nicht ignorieren wollte und bei dem Leony lediglich vereinzelte Gesangsparts hat.
Der Zweitling der Sängerin aus dem oberpfälzischen Cham will mit seiner offensichtlichen Anbiederung an eine konservativere Hörerschaft und der andererseits mehr an Dance-Pop orientierten Zielgruppe sowohl in die Florian-Silbereisen-Showreige als auch in die Tik-Tok-Trends hinein – ein Album das so opportunistisch wie optimistisch ist, das sowohl Authentizität als auch Coolness simuliert und deshalb im riesigen Mainstream-Meer geräuschlos mitschwimmt.
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