laut.de-Kritik
Die fabelhafte Welt der Harmonie.
Review von Michael SchuhMon dieu, sie sind zurück. Zwei Jahre nach "Cool Frénésie" entführt uns Frankreichs coolstes Pop-Pärchen erneut in ihre fabelhafte Welt der Harmonie, der großen Gefühle und charmanten Melodien. Die Zeiten, als Bowie-Produzent Tony Visconti hektisch nach Paris jettete, um Rita Mitsoukos French New Wave Pop zu produzieren, liegen zwar schon gut fünfzehn Jahre zurück. Mit "La Femme Trombone" ist dem Kult-Duo nach den durchwachsenen Experimenten der Vergangenheit aber ein Album gelungen, das durchaus das Zeug zum Klassiker hat.
Ähnlich Moloko, ihren experimentierfreudigen Geschwistern im Geiste, weben Catherine Ringer und Fred Chichin sämtliche Sounds in ihr Groove-Netz ein, die der Stimmung des einzelnen Songs zuträglich sind, ohne sich Gedanken um die Kohärenz des Ganzen zu machen. Diesmal klappt es jedoch ausgezeichnet. Zu den elektronischen Sounds und Drum-Computer-Beats gesellen sich wieder verstärkt laute Gitarren und auch Catherines Ausnahme-Organ ist in Höchstform.
Im rockigen "Évasion", der konsequenten Fortsetzung des gitarrengniedelnden Intros, presst sie ihre Worte über eine lässige Bassline und rauhe Drums, die Ritas 80er Jahre-Zeit herauf beschwören. Auf bombastische Orchestrierung wird verzichtet. Der funky Single-Kandidat "Vieux Rodéo" mit an Zucchero erinnernden Akustikgitarren schürt die Begeisterung. Und so geht es weiter: Im beklemmenden Liebeslied "Tu Me Manques" hält reduzierte Elektronik Einzug ins Cabaret, in "Trop Bonne" darf Catherine ihr Chanson-Verständnis über House-Rhythmen kombinieren, während "Tous Mes Voeux" den Rita-Rockgroove aus dem Sack lässt. Weniger akzentuiert, dafür deutlich härter geht es in "Ce Sale Ton" zur Sache, das Catherine folgerichtig zum Schreien verleitet. Der Polka-Pop in "1928" beendet die reizvolle Song-Kollektion.
Man kann Les Rita Mitsouko nur wünschen, dass sie in Deutschland wieder für mehr Aufsehen sorgen. Die Voraussetzungen bringt "La Femme Trombone" mit. Um das Duo live zu sehen, wird man dagegen weiterhin ins Ausland reisen müssen.
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