laut.de-Kritik
Ist dieser Typ cool? Eeehh, whatever!
Review von Michael SchuhIst dieser Typ cool? Whatever! Würde jedenfalls Liam Lynch antworten und seine Hand zum Satansgruß erheben. Genau 89 Sekunden benötigte der Mann, dessen äußere Erscheinung einen frisch tätowierten Graham Coxon ins Gedächtnis ruft, um mit dem Nonsens-Punkstober "United States of Whatever" Unschlüssigkeit als neues Coolness-Konzept zu verkaufen. Wer das dazu gehörige Video gesehen hat, dürfte verstehen, warum seiner Debüt-CD "Fake Songs" eine DVD beigelegt ist.
Der spezielle Humor des 32-jährigen Amis, der durch Konversationen simpler Sockenpuppen zu Berühmtheit gelangte, funktioniert vor allem in der Kombination Bild und Ton. Das alte Weird Al Yankovic-Syndrom. Nachdem man sich seine absurden Animationsfilme, die trashigen Homevideos und den Meister selbst beim nächtlichen DVD-Editieren in seiner Bude zu Gemüte geführt hat, erstrahlen seine "Fake Songs" irgendwie in neuem Licht. Plötzlich lacht man auch an Stellen, die vorher einfach nur okay waren.
Zum Beispiel über den "Fake Björk Song", der eigentlich nur aus zarten Breakbeats und sphärischen Elektrosounds besteht, worüber Lynch per Hallgerät aber so elfengleich säuselt, dass Napster-User vor Monaten tatsächlich dachten, dies sei eine unveröffentlichte Björk-Nummer. Humor nach Lynchs Geschmack. Genau wie "Rapbot", dieses kaputte Beastie Boys-Irgendwas, für dessen Video er im filmischen Teil behutsam einen Mülleimer in einen blinkenden Roboter umfunktioniert. Apropos Müll: Musikalisch steht Lynch auf den minimalistischen White Stripes-Ansatz: Weniger rockt mehr.
Abgespeckt und energiegeladen pumpt das schrottige "Rock And Roll Whore" mit Gastsänger Jack Black (nicht White!) nach vorne. Auch "Cuz You Do" mit Ringo Starr an der Schießbude offenbart ordentliches Songwriting, für dessen Perfektionierung Lynch schließlich vor Jahren in Paul McCartneys Liverpooler Talentschmiede geladen wurde.
Die Parodie bleibt aber Lynchs Steckenpferd. Sein "Fake Depeche Mode Song" veralbert auf köstliche Weise die wehleidigen Popbands der 80er ("I'm not pretty or good to the eye/never left my room til 25"), bei seinem jauchzenden "Space Oddity"-Verschnitt von Bowie gibt es dann kein Halten mehr ("I've been stuck in space for such a long time"). Selbst der ernsthafte David Byrne käme beim "Fake Talking Heads Song" mit Sicherheit zum Lachen aus dem Keller. Und könnte Lynch zum größten, nicht veröffentlichten Talking Heads-Ohrwurm gratulieren. Aber vielleicht macht das ja David Bowie. Dem hat Lynch seine "Fake Songs" schon zugeschickt. Cool? Schon irgendwie. Eeehh, whatever!
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