laut.de-Kritik
Er muss schockieren - tut es aber nicht.
Review von Yannik GölzWer den Mythos Lil Uzi Vert in den vergangenen Jahren verfolgte, wusste, dass ein neues Album mittelschweren Grund zur Sorge geben würde. "Pink Tape", sein letztes Album, war das bisher polarisierendste: Ich stehe dazu, ich fand diesen Behemoth des Trap-Wahnsinns mit all seinen J-Pop-Hooks und Metal-Covern wirklich geil. Aber es könnte den Bogen überspannt haben. Das Album war zu lang, zu wild.
Uzi ist ein komischer Fall. Er lebt auf der einen Seite davon, dieser Vorzeige-Weirdo zu sein. Sein ganzes Rap-Ding dreht sich im Grunde darum, wie geil er Japan findet, um Cartoons aus den 2000ern, um alles andere, das uncool genug ist, um es wieder cool zu machen. Aber gleichzeitig gilt er als Vorzeigekind für den Sound der Soundcloud-Ära. Diese beiden Achsen haben sich lange überlappt, driften aber immer weiter auseinander.
Ein Grund, warum ich "Pink Tape" so geil fand: Songs wie "Fire Alarm" zeichneten seinen Weg raus aus der Trap-Nostalgie vor. Ein bisschen Mainstream-Appeal würde bleiben, aber er würde immerhin nicht in Stagnation verharren. Nun: Lil Uzi scheint die Idee, aus dem Mainstream zu fallen, sehr viel Angst gemacht zu haben. "Eternal Atake 2" wurde ein beharrlich fantasieloses Album, das nichts anderes ausdrücken möchte als: 'Haha, guckt mal, Jungs, eigentlich bin ich doch total der Alte, oder?!' Es wirkt so, als hätte Uzi den "Pink Tape"-Backlash nicht so richtig gut weggesteckt.
Es wirkt für mich zumindest so, weil genau dies schon einmal passiert ist. "Eternal Atake" war ebenfalls ein Versuch, waghalsig vorzustoßen - und auch diese Platte polarisierte zunächst ordentlich. Die negative Resonanz brachte Uzi dazu, kurz darauf ein Crowdpleaser-Tape aus alten Leaks und Standard-Features namens "Lil Uzi Vert vs The World 2" zu zimmern, das den Fans eher gab, was sie hören wollten.
"Eternal Atake 2" ist eine fast groteske Wiederholung dieses Prozesses. Aber während "Eternal Atake" mittlerweile zunehmend positiv bewertet wird, ist besagtes Dreingabe-Tape voller generischer Trap-Rager mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Und ich glaube, "Eternal Atake 2" steht dasselbe Schicksal bevor: "Pink Tape" hat Leute verärgert, weil es schockierte. Aber ein Lil Uzi Vert muss schockieren. Dieses Tape verärgert nun Leute, weil es wirklich langweilig ist.
Auf formelhaften, bedrückend fantasielosen Trap-Skizzen rappt Uzi monoton seine Flows von 2016 herunter. Es klingt natürlich nicht superkacke, aber die Energie fehlt. Uzi kam immer über seine animierte, punkige Außenseiter-Rolle. Es steht ihm einfach schlecht zu Gesicht, ein so sicheres und zugleich belangloses Projekt zu liefern, dass sich zaghaft hinter Selbstzitaten versteckt. Entsprechend fällt es schwer, diese Schwächen an einzelnen Tracks festzumachen. Von den ersten Sekunde "We Good" an bleibt das Gefühl, dass einfach keine Ambition drinsteckt.
Als einziges Feature ist die kanadische Boyband Big Time Rush auf dem Track "The Rush" gelistet - auch eher ein Joke, denn sie geben nur einen halbgaren Intro mit. Es ist auch nicht so, als wäre jeder Song ein Totalausfall. Gerade im letzten Drittel warten ein paar melodischere Nummern wie "Chill Bae", "Goddard Song" oder "Conceited", die an bessere Zeiten denken lassen. Auch auf "Light Year (Practice)" rappt Uzi grundsätzlich ganz cool, außerdem samplet er im "We Good"-Intro "Very Online Guy" von Alvvays, um ein paar Quirk-Punkte beizubehalten.
Alles in Allem wirkt "Eternal Atake 2" wie eine Ansammlung von Leaks. Leaks, die in der seltsam intensiven Lil Uzi-Fandom als Rückflugticket in die goldenen Zeiten überschätzt wurden, aber nur wie ein eindrucksloser Schatten der Soundcloud-Ära daherkommen. Wo ist Uzi als Cartooncharakter, als die kaum einschätzbare Wildcard, als die er bekannt wurde? Nach einem polarisierenden Album ein so wackliges und unüberzeugtes Autopilot-Album nachzulegen, dürfte der einfachste Weg sein, Leute davon zu überzeugen, dass man im Game wohl nicht mehr wahnsinnig viel beizutragen hat. Schade eigentlich - "Pink Tape" bleibt ein Banger.
6 Kommentare
YNK, ich muss Dir leider die schmerzhafte Wahrheit mitteilen: Dieses Album ist Trash, das Pink Tape ist Trash, Alles nach LiR2 ist Trash.
leider echt müll habe 3-4 songs ausgehalten, abmische aus der soundclound hölle. Das geht schon mal gar nicht.
Light Year ist ein cooler Track der Rest juckt wirklich nicht. Ich verstehe Uzi auch einfach nicht. Hab das Gefühl nach LiR2 ist Uzi einfach total Orientierungslos. EA war genau die Musik die er machen wollte, dann kam hate und er legt alte leaks nach um sich bei den Fans wieder beliebt zu machen. Pink Tape macht er wieder nur den Sound worauf er Bock hat, viele haten und jetzt legt er wieder so ein stani Album nach. Uzi, steh doch einfach zu deiner Musik und hör auf auf deine Fans von damals zu hören! Pink Tape war auch nicht mein Ding aber mir wäre hundert Mal lieber er macht worauf er Bock hat. Zumindest hatte Pink Tape einen der erfolgreichsten Songs seiner ganzen Karriere also kann er damit ja nicht so viel falsch gemacht haben.
Lil Uzi Vert ist in meinen Augen auch ein eigentlich sehr starker Künstler, der, wenn er sich auf seine eigenen Stärken konzentrieren würde, wirklich gute Songs und Alben produzieren würde. Aber hier hat es einfach nicht funktioniert.
Erste Hälfte des Albums ist zum Vergessen, zweite Hälfte dagegen ist low-key nice.
Am besten aufgelegt ist der Uzi immernoch wenn er auf die verstrahlten Beats von Oogie-Mane oder Pi'erre Bourne croont.
Dieser Kommentar wurde vor einem Monat durch den Autor entfernt.