laut.de-Kritik
Da wären selbst Rocky und J.R. Ewing auf die Tanzfläche gehüpft.
Review von Michael Schuh"Fight Like A Lion" nannten die Butlers ihr letztes Album, als sie noch nicht ahnten, dass es mit dem Kämpfen bald vorbei sein würde. Die Berliner Kult-Skaband löste sich nämlich nach dem Auftritt im SO 36 zum Tourende auf. Zwei Jahre später flattert der Lions Club auf meinen Schreibtisch, und schon nach den ersten Takten ist klar: die hier verbratenen Grooves tönen unnachahmlich butleresk. Und tatsächlich: Einige der Jungs um Sänger Wanja, die sich bereits 1999 TV- und Filmklassiker zur Fred Perry-bedeckten Brust nahmen, zeichnen auch für die neuen Cover-Tunes verantwortlich.
Unter Zuhilfenahme einiger namhafter Kollegen (Dr. Ring Ding, Engine 54, ...) liegen nun 21 neue Tracks vor, die gerade im aktuellen Dancehall-Fieber das Interesse schnurstracks auf Jamaica-Ska lenken sollten. Denn besser als hier gehts kaum. Nachdem der erste Teil bereits die Scores von "Perry Mason" und "Magnum" auf ihren Skank-Appeal testete, dürfen nun 70er Jahre-Serien wie "Mary Tyler Moore" und "Dallas" sowie Ikonen wie Steve McQueen ("Bullit") und Rocky Balboa in den Ring. Während der Soundtrack zu Marys Single-Leben noch recht nah am kitschigen Original bleibt, hätte das mit Posaunen hupende "Dallas"-Instrumental selbst Dauergrantler J.R. auf die Tanzfläche gelockt.
Großartig ist auch der "Charlie's Angels"-Tune geraten, der den offiziellen Film-Soundtrack ins Reich der Lächerlichkeit verweist. Der Turbo-Holländer Mark Foggo zeigt sich auf dem romantischen "Fireball XL5" von seiner soften Seite, und als gesichert gilt, dass die schöne russische Spionin Daniela Bianchi nicht dem guten Sean Connery, sondern Dr. Ring Ding um den Hals gefallen wäre, hätte der Münsteraner ihr den Klassiker "From Russia With Love" damals derart betörend dargeboten. Die Bond-Nummer gehört mit "Run Pussy Cat" aus Russ Meyers Trash-Movie "Run Pussycat Kill Kill" zu den absoluten Highlights. Meyers Stripteasetänzerinnen und andere vollbusige Schönheiten sind für zünftige Rudeboys schließlich auch keine völlig abseitigen Themengebiete.
"Baywatch" mit japanischen Vocals ist zwar ziemlich harter Stoff, eine zweite Version gibts aber auf einer Bonus-"Disc". Die Krönung des Packages ist nämlich eine beigelegte 5"-Vinylsingle (!), also Vinyl in CD-Größe, auf die gerade mal ein Zwei-Minuten-Track pro Seite drauf passt. Dort finden sich sowohl eine "Berlin City Version" des "Baywatch"-Tunes als auch eine fette Dub-Version der "Run Pussy Cat"-Nummer. Das Fazit kann also nur heißen: From Berlin With Love.
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