laut.de-Kritik
Seltene bis bekannte Filmmusikthemen im Skagewand
Review von Michael SchuhAllein schon die Idee ist es wert, sich ein Loch in den Bauch zu freuen, doch die musikalische Umsetzung übertrifft kühnste Hoffnungen. The Butlers aus Berlin verschieben den regulären Nachfolger zu "Trash for Cash" und verwirklichen mit "Wanja's Choice" einen lange gehegten Wunsch: seltene bis bekannte Filmmusikthemen werden hier instrumental gecovert und ins Skagewand gekleidet. Alle 15 Tracks glänzen im traditional ska style der 60er Jahre.
Goldkehlchen Wanja hatte demnach frei, doch wie der Titel verrät, trug auch er wesentlich zur vorliegenden Songpalette bei. "Gotcha" aus Starsky and Hutch bildet den idealen Einstieg und erinnert an die groove-orientierten Skatalites. Es wird schnell deutlich, daß der hauseigenen "Wonderbrass-Section" auf "Wanja's Choice" besondere Bedeutung zukommt, denn sie befinden sich nunmehr ohne Gesang in der Solistenrolle.
Verblüffend, daß man irgendwie alle Sachen sofort mitsummt, obwohl ich mich nie wissentlich mit alten TV-Helden wie Perry Mason oder Detektiv Rockford beschäftigt hätte. Da fiebere ich schon eher dem Star Trek-Trailer entgegen, bei dem sich die Band die Anfangssequenz ("Die Zukunft, unendliche Weiten...") als Basismelodie herausgepickt hat, um darauf in knapp sieben Minuten feinste Solo-Interpretationen zu packen. Überhaupt klingen viele der Songs, die im Berliner Independent Club Zosch live ohne Publikum eingespielt wurden, so spontan, als würde während der Aufnahme noch improvisiert, und genau daher rührt die Lebhaftigkeit dieser Produktion. Entspannte Versionen von Magnum und James Bond's Thunderball wecken Lust auf einen lauen Sommerabend im Liegestuhl mit Sonnenbrille und Bier!
Nach mehrmaligem Hören der Scheibe mauserte sich das Trojans-infizierte "The Cat" zu meinem Favoriten: in jazzartiger Manier wuselt die Band virtuoser denn je, die Hammondorgel treibt, die Drums schlagen einem fette Fill-Ins um die Ohren und ein anfeuernder Shouter (Wanja?) unterstreicht das lockere Partyfeeling. Nachdem die gelbe Familie aus Springfield mit einem (leider nur) achtsekündigen Interlude gewürdigt wurde, beschließt die Titelmelodie von Serien-Rohling Al Bundy diese untypische Veröffentlichung. Obgleich schon 100 Mal gehört, reiht sich die Interpretation dieses Heulers nahtlos in die entstandene Atmosphäre ein.
Da Skaplatten nun mal nicht im Neuheitenregal jedes Plattenladens auf ihre Käufer warten, müßt ihr schon gezielt die oft zitierten "good record stores" anvisieren, um diese geschmeidige Scheibe euer Eigen nennen zu können.
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