laut.de-Kritik
Teuflische Machenschaften in Text und Musik.
Review von Yan VogelDer Titel "Life Is A Sine Wave" gibt die Losung für die neue Phase im Leben des Projektes Lonely Robot vor. Das verglichen mit einer Sinus-Kurve ständige Auf- und Ab des Lebens ergibt den roten Faden, den Mastermind John Mitchell ständig aufgreift und in persönliche Songs münden lässt. Entsprechend ist der Albumtitel "Feelings Are Good" ironisch zu betrachten.
Auch musikalisch ebnet dieses Hook-Monster den Weg für die restlichen Stücke. Es verwundert nicht, dass dieser Song als erstes für das Album stand. In ihm finden sich sämtliche Ingredienzien wie der verstärkte Einsatz von Synthesizern, fassliche Songstrukturen und eingängige Melodien. "Life Is A Synth Wave" trifft hier in jedem Fall zu.
Mitchell, der im Zweifel bei Yes nicht Steve Howe sondern Trevor Rabin den Vorzug gibt, sieht sich tief in den Achtzigern verwurzelt. Mr. Mister ("Broken Wings"), Toto oder Men At Work bilden die klangliche Blaupause. Gerade aufdringliche Tastenmänner wie David Paich (Toto) oder Jonathan Cain (Journey) haben es ihm angetan. Deren Sounds und Spielweise zieht sich durch Songs wie "Armour For My Heart" oder die Ballade "The Silent Life".
Die Weltraum-Trilogie beendete der 47-Jährige mit der Platte "Under Stars". Auch wenn er die Wahl des Namens Lonely Robot mit Blick auf die unendlichen Weiten getroffen hat, passt dieser auch in einen Erd-bezogen Kontext. Die Programmierung von Maschinen gerät immer Menschen-ähnlicher, während sich die humanen Lebensformen immer mehr dem rationalen Verhalten von Maschinen anpassen.
Mitchells Vision von Artrock erstrahl in einem fantastischen Klanggewand. Das akzentuierte Drumming von Steven Wilson- und Steve Hackett-Schlagzeuger Craig Blundell fällt im Vergleich zu den Vorgänger weniger Metal-lastig aus. Die dadurch entstandenen Freiräume im Sound nutzt Mitchell für tolle Texturen und prägnante Sounds.
Die Interaktion von Text und Musik treibt der Multiinstrumentalist im Song "Spiders" auf die Spitze. In seiner Kindheit hatte er das zweifelhafte Vergnügen eine gewisse Mrs. Robinson gekannt zu haben, die als Sekretärin seines Vaters die Familie um die kompletten Ersparnisse gebracht hat. Simon & Garfunkel können davon ein Lied singen ... Mitchell versieht die Musik mit einem schleppenden Beat und verminderten Quint-Akkorden – im Fachterminus diabolus in musica genannt – und illustriert somit perfekt die im Text beschriebenen teuflischen Machenschaften.
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