laut.de-Kritik
Ein hell leuchtender Stern am Prog-Firmament.
Review von Yan VogelMit "Under Stars" beschließt John Mitchell sein auf drei Alben angelegtes Konzeptwerk. Unter dem Solobanner Lonely Robot machte sich der Brite 2015 auf den Weg zu den Sternen. Album Nummer drei fällt dabei deutlich zugänglicher und packender aus als die beiden Vorgänger. Der auch Arena und Kino maßgeblich prägende Gitarrist und Sänger bündelt auf dem neuen Output seine Stärken.
Die lichtdurchflutete Artrock-Ballade "How Bright Is The Sun" leuchtet als zentrales Gestirn im letzten Album-Drittel. Mit sphärisch-floydigen Soli tummelt sich der Mega-Track im Dunstkreis der großen Wilson-Balladen von "Drive Home" bis zu "Happy Returns".
Auch das dazugehörige Video teasert eindringlich das Konzept an. Der einsame Roboter steht hier für den modernen Menschen, der sich ganz der Uniformiertheit und Technik verschrieben hat. Unter den Astronauten-Anzügen mag noch Leben existieren. Nach außen herrscht hingegen Gleichklang und Taktung. Dieser Monotonie widersetzt sich Mitchell glücklicherweise in der Musik.
In "Icarus" schwingt sich der Multiinstrumentalist in die cheesigen Gefilde der Achtziger-Synthies wie sie der Südtiroler Giorgio Moroder eingeführt hat, Rush auf "Grace Under Pressure" oder "Power Windows" in ihrem Prog Pop-Sinne weitergeführt haben und Arjen Lucassen bei seinen Sci-Fi-Opern zur Perfektion getrieben hat. Hier schlägt Mitchells Faszination für Soundgestaltung jedweder Art durch, die sich besonders an Soundtracks wie "Gravity" und "Interstellar" orientiert.
Als Produzent und Engineer namhafter Bands wie You Me At Six oder Enter Shikari ist ihm eine gewisse Pop-Affinität nicht fremd. Hiervon zeugt vor allem der Hit der Platte, "The Only Time I Don't Belong Is Now", der das im Titel verborgene ewige Suchen in eine unwiderstehliche Hook packt. Den Kreis schließt Mitchell mit einer Hommage an sein Debüt, in dem er im abschließenden Song "An Ending" die Bandhymne "Lonely Robot" zitiert.
Klar bewegt sich der Ausnahmemusiker auf der Umlaufbahn der bekannten Neo Prog-Größen, die unverhohlen ihrer Passion für AOR frönen. Durch sein vielgestaltiges Songwriting und das durchdachte Sounddesign schießt der 45-Jährige seine klangliche Vision ans Prog-Firmament, die auch am Ende des Jahres 2019 noch als Stern in den Genre-üblichen Bestenlisten hell leuchten dürfte.
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