laut.de-Kritik

Dichtkunst und Rapskills geben sich das Mic in die Hand.

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"So honk your horn! Bounce along! C'mon, the troop got the cure for the restless and bored." Und nicht nur das. Die schwedische Hip Hop-Formation Looptroop beweist mit ihrem dritten Album, dass man politisch Stellung beziehen, komplexe Geschichten erzählen und wunderbare Liebeslieder schreiben kann, wenn, ja, wenn man rappen kann. Liegt dem Ganzen dann noch ein überaus intelligenter musikalischer Unterbau zugrunde, wie im Falle von "Fort Europa", kann man nur noch den Hut ziehen. Diese Platte braucht den Vergleich mit ihrem großartigen Vorgänger "The Struggle Continues" in keiner Hinsicht zu scheuen.

In erster Linie ist dem Produzenten DJ Embee zu huldigen, der mit seinen abwechslungsreichen Beats und elegant arrangierten Instrumentals eine Virtuosität an den Tag legt, dass man nur staunen kann. Eine mehr als angemessene Plattform für drei MCs, von denen jeder für sich als Ausnahmetalent gewertet werden muss - und Promoe, Cosmic und Supreme wissen diese Bühne für sich zu nutzen. Dichtkunst und Rapskills geben sich das Mic in die Hand. Es werden Geschichten von derart epischer Breite erzählt, dass sie den Rahmen eines Tracks sprengen: "Trinfidelity", "Trinsanity" und "Trincest" sind tatsächlich als Trilogie angelegt. Erst mit der dritten Episode schließt sich der Kreis; die Story ist filmreif.

Kein einziges Stück ist schwach, man kann auf der Suche nach einem Anspieltipp wahllos und beherzt zugreifen. "Chana Masala" zum Beispiel: Hier feiert man die eigene Truppe ab ("Looptroop - hot shit. Who the fuck are you?"), gleichzeitig gibt es einen Rundumschlag gegen Rassismus, Sexismus und George Bush, und man rappt zudem noch die halbe Speisekarte eines indischen Restaurants herunter. Das Ganze serviert in abartigem Tempo und grandiosem Flow: Hot shit, in der Tat!

George Bush bekommt in "Hurricane George" weiter ausgiebig sein Fett weg. Mit Unterstützung der auf Looptroop-Produktionen immer wieder gern gesehenen Gäste Chords und Timbuktu wettern die Schweden über und gegen die Wiederwahl des amerikanischen Präsidenten, dass es nur so kracht. Überhaupt scheuen Looptroop die Beschäftigung mit tages- und weltpolitischen Themen nicht: "Fort Europa" ist ein wortgewaltiges Statement gegen Ab- und Ausgrenzung, gegen Krieg und - erstaunlich, auf Hip Hop-Terrain - gegen Gewalt, und wirkt dennoch an keiner Stelle oberlehrerhaft oder moralisierend. Nein. Denkende Menschen schreiben kluge Texte. So sollte das öfter sein.

In "21 Grams", inspiriert durch den gleichnamigen Kinofilm, heißt es beispielsweise: "Some people carry the weight of the world on their shoulders with so many grace you pray for them not to fall over." Ja. Und manche schreiben Zeilen von solcher Eleganz, dass man betet, die ganzen Hater mit ihren überflüssigen Fick-deine-Mutter-Punchlines würden beschämt im Erdboden versinken.

Des Weiteren enthalten: ein Tischtennismatch der Casual Brothers im Intro (Embee gewinnt), ein Gastauftritt des schwedischen Soulsängers Daniel Lemma, der seine afrikanischen Wurzeln und eine Fülle unterschiedlicher musikalischer Einflüsse in seinen Beitrag zu "Unilateral Communication" einfließen lässt, sowie mit "Sparkplug" ein derart schöner Lovesong, dass selbst alte Zyniker geneigt sind, wieder an die Existenz großer Gefühle glauben zu wollen. Wenigstens fünf Minuten lang. Mein persönlicher Favorit ist "Night Train", doch wie gesagt: jedes Los gewinnt.

Trackliste

  1. 1. DM-87
  2. 2. Fort Europa
  3. 3. 21 Grams
  4. 4. Chana Masala
  5. 5. Trinfidelity
  6. 6. Night Train
  7. 7. 21 Bars
  8. 8. Rainbow Faces
  9. 9. Hurricane George feat. Chords & Timbuktu
  10. 10. Trinsanity
  11. 11. Sparkplug
  12. 12. Trrism
  13. 13. Carneval
  14. 14. Heavy Rains
  15. 15. Trincest

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