laut.de-Kritik
Geballte Gitarrenpower, schnelles Drumming und die übliche Kehlkopfentzündung.
Review von Michael EdeleDas erste offizielle Langeisen der Polen wurde damals von Relapse Records veröffentlicht, was an sich schon immer ein gewisses Qualitätssiegel ist. So sollte es auch nicht verwundern, dass man auch auf dem dritten Album, das außerhalb Polens veröffentlicht wird, lupenreinen, technisch versierten Death Metal auf die Zwölf bekommt.
Waren bei den Vorgängern noch diverse Black Metal-Anleihen zu verzeichnen, die vor allem durch die Keyboards erreicht wurden, so verzichtet das Quartett auf "Chaostream" nahezu komplett auf solche Sperenzchen. Hier herrscht die geballte Gitarrenpower, ein verdammt schnelles und abwechslungsreiches Drumming und die übliche Kehlkopfentzündung.
Interessant an Lost Soul ist die Tatsache, dass es ihnen - wie ihren großen Vorbilder Morbid Angel - gelingt, ihre Musik nicht nur mit einer ganzen Anzahl an komplexen Riffs und Breaks anzusetzen, sondern dabei auch nicht auf Melodien zu verzichten. Dass das nie auf Kosten der Härte und Brutalität ihrer Mucke geht, ist schon ein kleines Kunststück.
"Christian Meat" ist da ein perfektes Beispiel, denn obwohl die Snare einen recht langsamen Schlag vorsetzt, ist der Song eigentlich blitzschnell. Die Doublebass rödeln mächtig vor sich hin, und die Gitarren legen auch einen verdammt schnellen Anschlag vor. Trotzdem kriecht der Song zäh wie Lava aus den Boxen.
Während Tracks wie "Godstate" oder auch "The Hidden Law" noch deutlich die Handschrift von Morbid Angel aufweisen, so weist das beinahe siebenminütige "The Birth Of BABALON" eine sehr charakteristische, eigene Note auf. Neben den bereits angesprochenen, komplexen Songstrukturen kommen hier auch ein paar nette Grooveparts und einige total wirre, aber geniale Soli zum Einsatz.
Auch wenn einem beim Thema polnischen Death Metal Bands primär Namen wie Vader, Behemoth oder Decapitated durch's Hirn spuken, so sollte man Lost Soul definitiv mit auf der Rechnung haben.
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