laut.de-Kritik

Der Mann macht nichts Neues, und dennoch alles richtig.

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Es gibt Musikanten, die produzieren Jahre lang ihren gleichen, drögen Scheiß, der dann auch scheiße ist. Andere machen genau dasselbe, aber es ist dann eben gut. Lou Barlow ist einer der letzteren.

Nachdem im April bereits "Sweep It Into Space" von Dinosaur Jr. erschien, folgt nun mit "Reason To Live" die mittlerweile fünfte Soloscheibe Lou Barlows, des Bassisten der Noiserock-Urgesteine. Und bei dem geht es ja bekanntlich solo etwas ruhiger zu. Dass die Genres Folk und Singer/Songwriter aber nicht zwangsläufig ausgelutscht und nervtötend klingen, zeigt er hier mal wieder. Dabei braucht es nicht mehr als eine Gitarre und hier und da ein paar Drums oder leichten Synthie-Support. Lo-Fi halt, und zwar in gut.

Immer wieder tauchen auch stilistische Überraschungen auf. Sei es durch sein hervorragendes Gitarrenspiel oder den Einsatz von Effekten, wie Hall oder leichter Verzerrung, die aber nie zu artifiziell oder unangebracht wirken. "Reason To Live" bleibt stets dem Dogma einer Schlafzimmerproduktion treu, die teilweise klingt, wie unter einer Taucherglocke abgespielt. Auch die Arrangements sind ausgeklügelt und vielschichtig. Lou Barlow versteht es einfach, gute Songs zu schreiben und auf diesem Album stimmt im Grunde alles.

Manche der 17 Tracks wurden bereits in den 80ern geschrieben und könnten ebenso von Sebadoh stammen. Dennoch klingt alles zeitlos schön und nicht so pathetisch, wie der Albumtitel vielleicht vermuten ließe. Auf "Reason To Live" kommt einfach die Lässigkeit eines Typen zutage, der mit sich im Reinen zu sein scheint. Obwohl das Wort authentisch als Prädikat durchaus fragwürdig ist, trifft es hier wohl einfach zu. Hier spielt einfach ein cooler Typ super gut Gitarre und singt annehmbar gut coole Texte dazu.

Musikalisch bewegt sich Barlow wie gewohnt irgendwie im Folk- und Country-Kosmos. In "Thirsty" wird es mit dem fuzzigen Bass-Part sogar fast schon grungig, und so lieb wie in "All You People Suck" wurde selten mit Deppen abgerechnet. Der Mann macht nichts Neues und dennoch alles richtig. Manche können das eben.

Trackliste

  1. 1. In My Arms
  2. 2. Reason To Live
  3. 3. Why Can't It Wait
  4. 4. Love Intervene
  5. 5. Privatize
  6. 6. I Don't Like Changes
  7. 7. Clouded Age
  8. 8. Over You
  9. 9. How Do I Know
  10. 10. Cold One
  11. 11. Thirsty
  12. 12. Maumee
  13. 13. Lows And Highs
  14. 14. Paws
  15. 15. Tempted
  16. 16. All You People Suck
  17. 17. Act Of Faith

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