laut.de-Kritik

Ein würdiges Alterswerk mit Humor und Tiefgang.

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In Würde zu altern, ist für einen Musiker nicht einfach. Das Bild ewiger Jugend, von Business und Konsumenten gleichermaßen gefordert, führt zu grotesken Auswüchsen, wie Mick Jagger und Madonna seit Jahren beweisen. Dem zu entgehen bedarf eines gewissen Selbstbewusstseins. Humor schadet wie so oft auch nicht.

Loudon Wainwright III hat das Glück, beides zu besitzen. Ein Superstar war er nie, doch ist er seit über 40 Jahren im Business und hat gelernt, mit dem nie geglückten Durchbruch zu leben. 1970 von Atlantic als neuer Bob Dylan gepusht und anschließend von einem Label zum nächsten gereicht, hat er es geschafft, im Schnitt alle zwei Jahre ein Album zu veröffentlichen.

Das vorliegende gehört zu seinen besten. Eine Reflexion übers Älterwerden, die Humor und Ernsthaftigkeit vereint. Dabei hat er einen durchaus interessanter Ansatz gewählt: Nun ist er älter, als es sein Vater war, als er starb. Der richtige Zeitpunkt, um sich mit seinem Erzeuger und dem eigenen Werdegang auseinander zu setzen.

Der Opener kommt ungewohnt funky daher. "Zeitgenössische Singer-Songwriter haben in den letzten Jahren begonnen, ihre Memoiren und Autobiographien zu schreiben. Ich habe beschlossen, die Geschichte meines ereignisreichen Lebens in 3 1/2 Minuten zusammen zu fassen", erklärt er dazu im Booklet. Da bleibt nur Zeit fürs Wesentliche: den einzigen Halb-Hit der Karriere, verschiedene Hochzeiten, Kinder, Sex.

"Nun, im 21. Jahrhundert, bin ich ziemlich alt. Mein Samen ist vergossen, meine Lenden sind erkaltet", schließt er ab. Kein Grund zur Sorge, zumal seine Familie zu ihm steht: Beteiligt am Song sind neben zwei von drei Ehefrauen auch seine vier Kinder, darunter Martha und Rufus, die ihren Vater in Sachen Ruhm längst überholt haben.

Überhaupt spielt die Familie die zentrale Rolle. Zu Beginn des Titeltracks und "The Days That We Die" liest Wainwrights Notizen seines Vaters, ein Journalist beim Magazin Life, vor. "Over The Hill" schrieb er mit seiner ersten, mittlerweile verstorbenen Frau Kate McGarrigle. Hier singt er es im Duett mit Tochter Martha.

Weitere Gäste sind Ramblin' Jack Elliott ("Double Lifetime") und Barry Humphries aka Dame Edna im grandiosen "I Remember Sex" ("I remember sex – that thing that we used to do / where you'd lay down and usually I'd lie on top of you"), das durchaus auch von Monty Python stammen könnte.

Musikalisch geht es ebenfalls unterhaltsam zu. "In C" ist eine Klavierballade mit augenzwinkerndem Pathos, "Interlude" ein kurzes, instrumentales Streicherintermezzo. Akustikgitarre und Stimmen stehen im Vordergrund, doch sorgen Ziehharmonika, Klavier und Blasinstrumente für die nötige Abwechslung.

Respekt vor dem Ende schimmert auch immer wieder durch, so im melancholischen Abschluss. "Ich dachte, ich sei unsterblich, immun gegen meine eigenen Sünden / Nichts konnte mich erschüttern, aber nun schleicht sich etwas ein", stellt er mittendrin fest. "Doch gibt es auch einen kleinen Trost, denn sicherlich trifft zu / dass das, was auf mich zukommt, auch dir widerfahren wird" schließt er ab, bevor es in einem kurzen Hidden Track mit Banjo noch einmal fröhlich zugeht.

Ein Album mit Humor und Tiefgang, das nicht nur textlich, sondern auch musikalisch überzeugt. Loudon Wainwright III hat ein würdiges Alterswerk aufgenommen. Eine Leistung, zu der nur wenige in seinem Business in der Lage sind.

Trackliste

  1. 1. The Here & The Now
  2. 2. In C
  3. 3. Older Than My Old Man Now
  4. 4. Double Lifetime
  5. 5. Date Line
  6. 6. All in A Family
  7. 7. My Meds
  8. 8. Interlude
  9. 9. Over The Hill
  10. 10. Ghost Blues
  11. 11. I Remember Sex
  12. 12. Somebody Else
  13. 13. The Days That We Die
  14. 14. 10
  15. 15. Something's Out to Get Me

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