laut.de-Kritik
Wohnzimmerfolk mit Geige, Klavier und Akustikgitarren.
Review von Sebastian FuchsDas zweite Album von Gordon Graham und Ben Townsend hat im Prinzip alles, was ein schönes Stück Folk ausmachen könnte. Eine einprägsame Stimme, Akustikgitarre, Klavier und ab und an eine Geige. Allein: Markante Ecken und Kanten sucht man vergeblich.
"Sophia" umschmeichelt zunächst noch mit zweistimmigem Gesang, aber eines wird zwischen all den "Uhus" und "Yeahs" doch deutlich: Es ist eine Platte voll glatt produziertem Wohnzimmerfolk. "Love Sweet's Song" kreist um ein nettes Piano-Thema, die Texte tun zwar auch keinem weh, strotzen aber auch nicht gerade vor Originalität. "Lovebird" streift erstmalig die Grenze zum ernsthaften Kitsch. Man würde sich so gerne ein Scheppern, ein Krächzen in dieser Musik wünschen, aber es bleibt doch arg gefällig und kreuzbrav produziert.
"Dear Brother" beinhaltet ein recht hübsches waberndes Klavier-Motiv, das musikalisch an den bluesigen Ryan Adams in der "Gold"-Phase erinnert, stimmlich aber nicht an ihn heranreicht. "Let It Come Down" folkrockt gemütlich und weitestgehend belanglos vor sich hin, "Love Thy Self" erzählt zwar eine schöne Geschichte, doch lassen Lucky Jim die nötige Tiefe und Dringlichkeit vermissen.
Was bei "Ash" mit einem tollen Gitarrenpart aufzublühen beginnt, geht im Refrain in einem Nektar aus kitschigen Keyboard-Flächen zugrunde. Der Sound ist glatt, der Song wirkt kalkuliert, Breitwand-Folk eben. Selbst die Texte geraten gegen Ende des Albums immer mitleidiger, "we've got no money and we're growing old" heißt es in "Another Way of Loving You". Eine komische Orgel gesellt sich dazu und schon klingts wie die Band im Irish Pub an der Ecke.
Diese ganze Gefühlsduselei wäre ja überhaupt nicht schlimm, wenn diese eigentlich schönen Melodien nur einen Hauch spannender arrangiert worden wären. "Don Quixote" ist so ein lichter Moment, denn hier geht es spärlicher zu. Zunächst nur Gesang und Gitarre, dann auch das Keyboard, was insgesamt eine Reduktion des Arrangements bedeutet, die auch anderen Liedern gut gestanden hätte. "I Want You" ist ein Midtempo-Stomper, der noch einmal Ryan Adams-Feeling aufkommen lässt, bevor sich in der "Ode To The Blue" zwei Gitarren und eine Geige umschmeicheln und sich zu folgenden Zeilen in volkommener Harmlosigkeit auflösen: "They tell me it's rain, they tell me it's sun, I just keep doing what I always have done." Lucky Jim spülen den Folk weich, bis von ihm wenig Bezauberndes mehr übrig ist.
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