laut.de-Kritik
Das Saxophon-As macht auch als Leadsänger ein gute Figur.
Review von Klaus HardtMaceos berühmtes Motto: "98% Funk and 2% Jazz" gilt für dieses Album nicht mehr. 75% Funk, 10% Big Band/Swing, 10% Jazz, 3% Blues und 2% Rap trifft es eher. Gleich das erste Stück "Come By And See" geht verdammt noch mal sehr in die Beine. Ein relativ gerader Rhythmus, ein einfaches und eingängiges Gitarrenriff und Blues-Elemente bilden die Basis für Maceos Gesang, den der Backgroundchor stellenweise unterstützt. Als Special Guest ist Candy Dulfer am Saxophon mit einem schönen Solo zu hören.
Dieser Gute-Laune-Song wird bestimmt Opener oder Rausschmeißer bei der im Frühjahr stattfindenden Tour. Richtig funky geht es weiter mit "Off The Hook", das die typischen Stilmerkmale alter Maceo-Parker-Songs trägt. Das Tempo liegt bei ca. 100 BpM und Jamal Thomas spielt seine Drums äußerst synkopiert, dabei ist es in diesem Lied für ihn nicht erforderlich, wie sonst immer auf der Hi-Hat die Sechszehntel durchlaufen zu lassen: den Part übernimmt ein Schellenkranz. Parker spielt sein Saxophon mit so viel Attack, dass es fast schon wie ein Percussion-Instrument klingt. In der Mitte des Stückes läuft während eines Mitsingteiles die Rhythmusgruppe im Hintergrund durch.
Ein wenig ungewöhnlich für Parker ist das relativ fette, lang gezogene Bläserarrangement, wie man es häufig von Big Bands hört. Ähnlich, aber mit leichten Variation, verhält es sich bei den Stücken "Hats Off To Harry", "Quick Step" und "Those Girls". Mal ist das Tempo etwas schneller, dann rappt sein Sohn Corey Parker bei einem Lied oder ein Halftime-Shuffle bildet das Fundament.
Zu 100% aus Funk gemacht ist ebenfalls "Once You Get Started", wiederum mit Candy Dulfer als Gastmusikerin. Hier spielt sie nicht solo, sondern den Bläsersatz. Sie scheint aber dem gesamten Lied ihren Stempel aufgedrückt zu haben. So viele Akkordwechsel sind sonst nicht bei Maceo zu finden. Auch der lang gezogene Backgroundgesang und Bläsersätze und die schnell und äußerst komplex agierende Rhythmusgruppe erinnert stark an Veröffentlichungen der Niederländerin. Darüber spielt unverkennbar Parker ein virtuoses, perkussives Solo.
Den großen Anteil Swing steuert vor allem das Stück "Lady Luck" bei. Hier gibt Parker eine richtige Big Band-Nummer zum Besten. Ternärer Rhythmus, Walking-Bass und natürlich viele Bläser. Wiederum singt Parker, was man sonst ja nicht von ihm gewöhnt ist, diesmal im Stile eines Entertainers. Das macht einfach Spaß!
Die beiden Lieder "Moonlight In Vermont" und "Don't Say Godnight" sind beides Balladen. Sie enthalten einen großen Schuss Jazz, eine Spur Funk und vor allem schöne Improvisationen auf dem Saxophon. Maceo Parker spielt hier überhaupt nicht mehr seinen harten Stil. Die Töne bläst er weich an und erzeugt einen relativ runden Sound.
Das Saxophon-As bietet uns also auf seiner neuen CD eine größere musikalische Bandbreite als auf anderen Scheiben. Die Songs sind phantastisch eingespielt und Maceo macht auch als Leadsänger ein gute Figur. Wer nicht 100 Prozent auf Funk festgelegt ist, und gerne einmal verschiedene musikalische Seiten von Maceo Parker kennen lernen möchte, ist mit der Scheibe gut bedient.
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