laut.de-Kritik
Live-Qualitäten in Bild und Ton.
Review von Michael EdeleEs wird wohl keiner ernsthaft bestreiten wollen, dass Machine Head eine erstklassige Live-Band sind. Nachdem sie das auf "Hellalive" schon akustisch bestätigt haben, ist es mit "Elegies" endlich mal an der Zeit, die Live-Qualitäten auch in Bild und Ton zu zementieren.
Die Brixton Academy in London ist nicht nur eine wirklich große Halle, sie ist auch ein verdammt cooler Veranstaltungsort. Die Location war also schon mal gut gewählt, als Machine Head Ende 2004 einen Hammergig für die Nachwelt festhalten wollen. Doch nicht nur mit der Wahl des Ortes treffen die Amis ins Schwarze, auch an der Songauswahl gibt es kaum was zu meckern. Zwischendrin gibt es noch zwei Kurzfilme, die unmittelbar mit der Tour zusammenhängen, und auch das Intro macht ein wenig schlauer.
So ist bei Machine Head vor dem Auftritt backstage immer kollektives Händchenhalten angesagt. So lange kein Ringelpiez mit Anfassen draus wird ... Am Konzert selber gibt es, wie gesagt, nichts zu meckern. Vor allem an der Authentizität des Materials gibt es keine großen Zweifel. Dafür sprechen zumindest die herrlich schiefen Backing Vocals von Phil Demmel und Adam Duce bei "Seasons Wither". Auch bei "The Burning Red" wurden gesanglich einige unsichere Sachen drin gelassen, was das Teil doch ziemlich frisch und ehrlich macht.
Beim Bildmaterial greifen die Kameramänner stellenweise auf recht interessante Bildeffekte zurück. Nur leider sieht man sich auch hier mit der nervigen Angewohnheit konfrontiert, keinen Szene länger als zwei Sekunden laufen zu lassen. So kommt das Ganze eigentlich nur hektisch rüber, anstatt einige der wirklich guten Einstellungen auch mal richtig wirken zu lassen. Weniger ist an den richtigen Stellen eben auch mal mehr.
Die Konzertgäste nehmen alles dankbar auf, und spätestens bei "Old" tobt tatsächlich die ganze Halle. Dass die Fans einen an der Waffel haben, darüber sind sich wohl alle in der Band einig. Vor allem Phil kommt bei "The Fans" wirklich sympathisch rüber, wenn er sich von irgendeiner Strandhaubitze volllabern lässt, um ihr dann grinsend zu erzählen, dass er eigentlich kein Wort verstanden hat.
Das kurze "Life On The Road" ist recht interessant und hätte ruhig ein wenig weiter ausgebaut werden können. Der Dublin-Gig muss der Brüller gewesen sein, wenn man sich die Verkleidungen anschaut, mit denen die Jungs auf der Bühne stehen. Kleine Fehler wären zwar vermeidbar gewesen, immerhin heißt es nach wie vor Rock "IM" Park und nicht "AM" Park, doch das nur nebenbei. Der Schnitt von der gigantischen Kulisse des Donington Open Airs zu der Zwischeninformation "Touring is boring" ist schon genial. Vor allem, wenn man Dave in irgendeiner Zeitschrift blättern sieht und im Hintergrund furchtbare Fahrstuhlmusik läuft.
Auch der Karaoke-Wettbewerb anlässlich der Releaseparty von "Through The Ashes Of Empires" ist großes Tennis. Herrlich, wie manche Leute Musik und Takt einfach ignorieren und nur ihren Text röhren. Chimaira mussten auf der Roadrage Tour wohl auch ganz schön leiden. Der letzte Tourtag ist für so was ja berühmt und berüchtigt. Kein Wunder, dass Sänger Mark Hunter ziemlich sprachlos wirkt.
Die erste Frage, die man sich bei den Interviews stellt, ist: "Laufen Robb und Dave Werbung für No Fear?" Doch abgesehen davon ist dieser Teil wirklich sehenswert, denn die Jungs erzählen von der Zeit zwischen "Supercharger" und "Through The Ashes Of Empires". Da lief ja einiges schief, zwischenzeitlich stand die Band sogar kurz vor dem Exitus. Auch auf der scheinbar weißen Weste von Roadrunner Records finden sich doch einmal mehr ein paar Flecken, aber letztendlich hat es das Quartett ja nur noch mehr zusammen geschweißt.
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