laut.de-Kritik
Starke Lyrics im Zweikampf mit lahmen Beats.
Review von Jakob HertlNicht authentisch. Corny. Zu bemüht. Macklemore hat sich in seiner Karriere schon einige Kritik anhören müssen. Für "The Heist" 2012 noch gefeiert, ist er den Pop-Fans heute zu sehr Hip Hop, den Hip Hop-Fans zu poppig (und ein paar davon sind wahrscheinlich noch immer beleidigt, dass er Kendrick Lamar 2014 den Grammy weggeschnappte). Daran wird auch die neue Platte "BEN" nichts ändern.
Denn die 15 frischen Tracks enthalten wieder die bekannte Bandbreite zwischen Feel Good-Pop und typischen Hip Hop-Sounds. Eigentlich habe ich diese Diversität immer als Stärke betrachtet: Warum sollte jemand, der beides kann, sich auf ein Genre begrenzen? Macklemores Alben waren im positivsten Sinne schon immer nichts Halbes und nichts Ganzes. Sie waren einfach Macklemore. So zeigt sich auch die neue Platte. Darum fällt es als eigentlich großer Fan schwer, die folgenden Zeilen zu schreiben. Aber leider ist "BEN" musikalisch überwiegend eines: öde.
Angefangen bei Songs wie "Day You Die" oder der Vorabsingle "Maniac", die wie ein nerviger März-Regenschauer vor sich hinplätschern. Etwas innerlichen Sommer liefert zu Beginn wenigstens "No Bad Days (feat. Collett)": Da dachte ich immer, "Glorious (feat. Skylar Grey)" (2016) wäre das schönste Musikvideo aller Zeiten, und dann haut der Mack so ein Ding zum Davonschmelzen raus. Dank des zugehörigen Clips zaubert No Bad Days – so langweilig der Track ist – jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. Mission erfüllt.
Viel zum Lächeln bietet das erste Drittel von "BEN" ansonsten wenig. "Chant" weißt zumindest typische Macklemore-Charakteristika auf, der Rest kann getrost weg. Erst "Heroes" nimmt einen auch musikalisch mit. Der Track featuret DJ Premier und bringt Oldschool-Drums sowie ein paar coole Samples mit. In diesem Stil schließt sich auch "Grime" an. Beide Songs thematisieren Macklemores Vergangenheit und seinen Weg vom Rap-begeisterten Jungen in Seattle auf die großen Bühnen. Ein bisschen flexen muss schon erlaubt sein: "I remember they were sayin' I'd be a one-hit wonder / Forty platinum later, boy, they were wrong 'bout the number."
"I Need" und "Lost/Sun Comes Up" verpacken Kritik an toxischer Selbstinszenierung, Social Media und den Schattenseiten des Show-Businesses ("We're obsessed with our public image / More than stayin' connected to our fuckin' spirit"). Beide werden aber endlich auch schon so persönlich, wie es der Titel des Albums ankündigt.
Wer sich ein bisschen mit der Macklemores Vita beschäftigt hat, kennt seine Drogenvergangenheit, die dunklen Zeiten, aber auch die Hoffnungsschimmer. Im (sehr zu empfehlenden Interview mit Apple Music erzählt er von seinem Rückfall im ersten Corona-Lockdown nach einigen drogenfreien Jahren: "Ich erinnere mich daran, wie ich eine Pille in der Hand hatte und in den Spiegel schaute - Scheiß drauf. Die gefährlichsten Worte für jeden Süchtigen oder Alkoholiker."
Seinen Kampf gegen die Sucht, die schweren Momente und die zurück gewonnene Cleanness behandelt er in "Faithful". Macklemore erinnert hier auch an Freunde wie Mac Miller, die den Drogen zum Opfer gefallen sind ("But this depression on my brain, hope it change, but the rain ain't lettin' up / Can't call it, don't know where my head is / Reflectin' on Malcolm and the shit I thought, but never said it").
"Tears" erzählt im ironischen Stil einer Boy-meets-girl-Story von der krankhaften Beziehung zum Alkohol: "You killed my uncle, you're fuckin' trouble / Socially acceptable and oh, so subtle / You ruined my life and I fucking loved you". Lyrisch ist "Tears" der stärkste Track des Albums, verfügt aber auch über einen lässig melodischen Beat.
Schade, dass der sterbenslangweilige Stampf-Pop "Sorry" die Stimmung dann wieder killt. Auch "God's Will" und "I Know" zeichnen sich zwar durch solide Texte und mit Vic Daggs II und charlieonnafriday interessante Feature-Gäste aus, bleiben in der Instrumentierung aber eher blass. "Tail Lights" schließt die Platte noch mit einem groovigen Beat und der starken Stimme von Morray ab.
Was "BEN" fehlt, sind Banger, an die man sich erinnert - ein "Thrift Shop", ein "Can't Hold Us", ein "White Privilege II", ein "Glorious". Ein Songs, die einen richtig packen. Die meisten Beats klingen etwas zu glatt produziert, ein Ryan Lewis in seiner Form von vor zehn Jahren hätte gutgetan. Schade. denn die Texte stimmen, ehrlich präsentiert sich Mackelmore auf "BEN" allemal. Und rappen kann er noch immer.
3 Kommentare mit 2 Antworten
Erstaunlich - noch kein Hass hier....
#gutepladde
Hasst du den Vfl Bochum? Nur weil die Leistung nicht stimmt wird hier doch keiner gehasst.
Du scheinst neu hier zu sein.
Das einzige gute Album, das "BEN" beinhaltet ist HörproBEN. Der beste deutsche Sänger!
Ich hasse Macklemore