laut.de-Kritik
Auch dank Mike Tyson klingt es wie ins Ohr gebissen.
Review von Ulf KubankeDie letzten Platten "MDNA" und "Hard Candy" gelten weder unter Fans noch bei Kritikern als echte Bringer. Mit "Rebel Heart" soll die verloren gegangene Pop-Credibility wieder eingefahren werden. Fort vom all zu krampfig modernistischen Tamtam, hin zu einem etwas eklektischeren Ansatz, in dem sich Zeitlosigkeit mit Zeitgeist paart. Warum auch nicht? Immerhin ist ihr mit "Ray Of Light" seinerzeit ein ähnlich überraschender Coup gelungen.
Schon konzeptionell sieht es hier anders aus. Es gehe gleichermaßen darum, in diesen Zeiten ein skeptischer Rebell zu sein, als auch darum, auf das eigene Herz zu hören. Nun wissen wir alle: Madonna eignet sich mangels Inhalt und Aussage weder besonders gut zum Guevara noch zum Dalai Lama. Eine Meisterin perfekt getimter popkultureller Gesten ist sie dennoch seit jeher. Ihr textlicher Tanz auf der Rasierklinge des Zeitgeistes gelingt in manchen Momenten recht gut. Insgesamt bleibt dem Hörer auf Albumlänge gleichwohl kaum mehr als ein Schulter zuckendes: "Ach was?"
Musikalisch wirkt die Ausgangsposition erst einmal wenig vertrauenswürdig. Wer tatsächlich dreizehn Songwriter und ein knappes Dutzend Producer benötigt, um 14 Tracks in den Pop-Kasten zu bekommen, wirkt wenig souverän, dafür recht ziellos. Natürlich steht La Ciccone gewohnt großspurig in den Credits als Hauptkomponistin vermerkt. Wer die Songs hingegen analytisch hört, dem fällt schnell auf, dass sie vor allem nach den jeweiligen Kollabo-Partnern klingen. Nicht umsonst gilt die Amerikanerin im Showbiz als hochstapelnde Erfinderin der "Change a word and claim a third!"-Doktrin künstlerisch überforderter aber mächtiger Superstars.
So breitet Vampirella-Madonna einmal mehr die Arme aus und lässt sich von ihren Kindern mit deren frischem Blut versorgen. Die Brut kommt willig herbei und ist über weite Strecken genau so grauenerregend, wie befürchtet. Maureen Macdonald etwa schrieb für Garderobenständer Miley Cyrus den Zenith des Blöden namens "Wrecking Ball" und einige "American Idol"-Verbrechen. Andere gebaren trendy Reißbrett-Schmand für Fergie, One Republic und Co.
Und genau so beliebig klingen gut zwei Drittel der vierzehn Stücke auch. Trotz schimmernder Gaststars ist vieles schlichtweg unwürdiges Blech. Mehr als 30 Jahre im Geschäft und dennoch setzt ihr musikalischer Wein mit 56 Jahren noch immer zu sehr auf grindige Tetrapacks statt zeitlose Reife; auf Effekthascherei denn gutes Songwriting.
Negative Beispiele gibt es zuhauf. Für "Iconic" holt sie sich Mike Tyson ins Boot. Konsequenterweise klingt der Song dann auch wie ins Ohr gebissen. Ödester Allerweltsrap trifft auf schmierigen Orsay-Pop. Am Ende klingt sie musikalisch hier mehr wie die Ische von Usher als wie jene Ikone, die sie im Grunde ist. Der Opener versenkt die sonst so sinnliche Alicia Keys am Piano in einer kalt lassenden Nichtigkeit von Song, den auch der aufwendige Gospelchor nicht retten kann. Wer das mal inspirierter hören mag, der greife weiterhin zu ihrer Großtat "Like A Prayer".
Der sonst so dickeierige Kanye West schneidert ihr hernach fies plastinierten Kastraten-Industrial, mit dem man sich außerhalb von Kanyes Hood nur blamieren kann. Klingt wie Atari Teenage Riot/Wumpscut für Zurückgebliebene. Als Gipfel der Peinlichkeit serviert sie neben dem schrecklichen "Holy Water" dann (mit Nicki Minaj im Schlepptau) das unfreiwillig görenhafte Proleten-Geschnatter "Bitch, I'm Madonna". "Naa-nana-naana!" Musik für 12 jährige Schulhof-Mobber? Sehr komisch, Frau Ciccone; leider nicht freiwillig!
Während man schon leicht angewidert bereit ist, die Platte als komplettes Horrorkabinett zu den Akten zu legen, tauchen inmitten der ganzen Soße ein paar Nummer auf, für die man sie dann doch wieder umarmen möchte. "Devil Prey" bringt luftigen Pop zur hymnischen Melodie, in der sich organische Gitarren und elegante Elektronik miteinander vermählen (ähnlich gut: "Body Shop"). And we can smoke weeds and drink Whiskey!" Mit solchen Tracks immer gerne!
Das Trio "Joan Of Arc", "Inside Out" und "Heartbreakcity" liefert zumindest routiniert abgehangenen Madonna-Pop, bei dem sie ihren Wiedererkennungswert nicht ohne Not über Bord wirft. Um dem kuriosen Auf und Ab die Krone aufzusetzen, versteckt sie die besten Tracks - "Rebel Heart" und das herrlich gefühlvolle "Messiah" - wie Stiefkinder in der Special Edition und sogar dort unter mehreren Ohrenkrebs-Bonustracks.
Mit "Rebel Heart" versäumt Madonna mithin die Chance, im September ihrer Karriere endlich als reife Musikerin zu überzeugen. Trotz mancher Glanzlichter verlässt sie sich lieber auf die langsam bröckelnde Fassade kurzlebiger Äußerlichkeiten, deren Halbwertszeit keine zehn Minuten dauert. "Not gonna stop. Love's gonna lift me up!" Dich vielleicht, aber dieses lieblos gebastelte Album sicherlich nicht.
26 Kommentare mit 69 Antworten
Spätestens jetzt ist klar: Der Anwalt wurde zum Mainstream-Rezensenten degradiert aber sehr amüsant geschrieben!
Vampirella-Madonna und Orsay-Pop finde ich köstlich
"Bitch I'm Madonna" klingt ja mega-arrogant, netter Verweis auf die Schulhofgören-Schublade.
Vllt höre ich dann doch mal rein
Gott bewahre, der arme Mann muss tatsächlich mal ein Album rezensieren, dass von mehr als 100 Leuten weltweit gehört werden wird. Da kommt man dann auch gleich noch in die Verlegenheit, dass die Leute vergleichen können, was er so schreibt
'Illuminati' und 'Messiah' sind super, der Rest ist großteils unsagbarer Müll auf höchstem Niveau.
Ich zieh den Hut vor Madonna und ihrem Talent gute Demosongs im Endprodukt in absolute zeitgeistige Grütze zu Verwandeln. Die 'Rebel Heart' Demo zB. hatte mir wirklich Hoffnung gemacht das guter handgemachter Pop rauskommen könnte, die Albumversion ist allerdings ein Avicii Drum&Bass shitfest, oder eben den wirklich beschissendsten Song ihrer bisherigen Karriere 'Bitch I'm Madonna'.
'MDNA' hatte seine Höhepunkte, aber spätestens nach diesem Album hat Madonna Ihr Pulver restlos verschossen -als Fan ne echte Enttäuschung.
Ey, nix gegen Drum&Bass, bitte! Davon wünsche ich mir mehr im Radio/Charts...und nicht nur was von Sigma momentan.
woaho, wie kann Madonna es nur wagen ihre Songs mit modernen Beats zu unterlegen - sowas aber auch. hoch lebe die Langweiler-Schrammel-Gitarre für die Langweiler Zielgruppe *LOL*
wie hier ihr bestes album seit ROL verrissen wird LOL
aber typisch laut.de, keine ahnung von musik aber immer schön laut rumplärren.
immerhin ist MADONNA relevant genug um von euch langweiligen nerds rezensiert zu werden.
"routiniert abgehangener pop" ist ja eure spezialität.
weiter so! die erfolgreichste künstlerin aller zeiten ist für jede art von promo dankbar. hihi.
Da hast du absolut Recht! Das Album ist eines der besten im Pop-Mainstream der letzten Jahre. Ich finde laut verliert leider in letzter Zeit seine gesamte Glaubwürdigkeit dadurch, dass sie alles wie "Mainstream" draufsteht sofort unreflektiert verreissen. Eigentlich schade, die Seite war früher mal ganz in Ordnung.
Bestes Album seit "Ray Of Light"? Ok, bislang dachte ich noch, du bist nur Fan und daher zu bemitleiden, aber ganz offensichtlich bist au auch noch taub. Diese tumbe Scheiße abzufeiern wie nix Gutes, dazu muss man echt geboren sein.
und wer hat entschieden, dass es ihr bestes seit ROL ist? lief da eine weltweite befragung? oder konnte man sich auf ihrer website dazu äußern?
oder ist es einfach nur die meinung von QUEEN OF POP? wenn ja, was macht diese meinung allgemeingültig?
Sorry aber hier macht sich doch jemand zuverlässig zu jedem Mainstreamveriss einen Troll Account.
Viele Kritiker und Fans haben bereits gesagt dass es zumindest ihr bestes Album seit 10 Jahren ist. Und tja das ist es auch.
Happy Birthday zum 60.!
Vielleicht passiert ja noch einmal das Wunder und sie macht bessere Platten als dieses überwiegend furchtbare Armutszeugnis zuletzt.
@Madonnas tödlicher Geburtstag: Der Geburtstag La Ciccones scheint kein gutes Überlebenspflaster für Künstler und Promis aller Art zu sein.
An ihrem 19. Geburtstag verstirbt Elvis, heute Aretha. An ihrem 39. rafft es Nusrat Fateh Ali Khan dahin. An ihrem 35. ereilt es Stewart Granger. An ihrem 45 geht Idi Amin das Licht aus, an ihrem 48. Alfredo Strossner, an ihrem 29. Rudolf Hess - Ok, um die letzten drei ist es nicht wirklich schade....
Has du eigentlich die Redaktion plus Autorenteam bei Laut in Beschäftigung, als Newsbot für Reissäcke die in China umfallen? Du bist schon sehr seltsam manchmal, Anwalt und als Anwalt untragbar, einfach, wenn du mit solchen Dingen vor dem Richtertisch argumentierst.
Speedi tipp mal bisschel langsamer in die Tasten, teilweise schwer nachzuvollziehen was du sagen willst!!!! Madona, naja was soll man sagen, ich hör sie nur selten im Radio. Privat hör ich halt einfach lieber Nightwish
Marsriegel tu dir selbst einen Gefallen und las das mit Ratschlägen an einen Unbelehrbaren und verkrümmel dich unter deinen Kopfhörer, ich wette die Musik von Nightwish tut dir gut, wenn du die Finger dazu noch von der Tastatur läßt.
Das mein Ernst, wie alt bist du eigentlich und was hat dich nach Laut verschlagen? Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, du nervst hier alle, mit 599 Post innerhalb einer halben Stunde, als wenn du die Seite mit den Postticker, dringend mit Marsriegel füllen müsstest. Das kann doch nicht dein Ernst sein, das wie Notdurft!
das ist doch jetzt wirklich nicht nerven! Ich denke es ist angebracht, rege Unterhaltung zu fördern! Denk nur an die Conversion!!
Es macht einfach Spass Teil der Laut Community zu sein. Ich denke nicht dass ich so nervig bin, wie du es gerade beschreibst! Und ich verfasse selten mehr als 20 Posts auf einmal
Friede mein Freund
Habs versucht, aber Selbstgespräche sind keine Lösung, glaub mir mein Freund.
An alle anderen, falls demnächst wieder mal ein Kill ansteht, ich habe damit nix zutun. Marsriegel ist ein Fake und damit unwürdig. Mit dem rede ich kein Wort mehr, Pustekuchen Friede! Hau ab, du nervst!!!
ich finde auch, dass 20 posts pro stunde kein grund zur klage darstellen kann. damit hat uns der lautuser, als er noch in top shape war, auch stündlich verwöhnt, wenns gut lief sogar gleich mit mehreren nicks.go on marsriegel, denke mal der schweigenden mehrheit gefällt dein schaffen hier.
"lautuser, als er noch in top shape war, auch stündlich verwöhnt, wenns gut lief sogar gleich mit mehreren nicks"
Das war anders, lauti war sicherlich der Rückratloseste User ever, aber die Fakenicks, hab ich irgendwann mal bewiesen, waren wenige user, von mir dann mit dem Oberbegriff "übliche Verdächtige" tituliert.
Also Marsriegel, glaube einfach und reihe dich wieder ein, falls du z.b. Lauti bist. Etwas von dem hast du ja an dir, stellt sogar der Herr fest.
So macht das sogar richtig Sinn, die Rückkehr des Lauti als Marsriegel, Mars macht Mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel.
es heißt "rückgrat" du vogel, hast du denn aus sanchos fehlern nichts gelernt?
Sicher gehört „Rebel Heart“ nicht zu den besten Madonna-Alben aller Zeiten, solide ist es aber allemal. Die erste Single Living For Love geht ab, wie ein authentischer Madonna-Hit eben abgehen sollte und sorgt (zumindest bei mir) für ein paar launige Minuten. Ein Skandal, dass dieser kein Welthit geworden ist!
Der Leierkasten-Lagerfeuer-Avicii (-iiihhh!!) House-Song Devil Pray klingt, als wäre er auf der Mainzer Fasnacht auf der Showbühne neben einer betrunkenen Ina Müller entstanden. Ghosttown lebt vom Hard Candy- und Music-Spirit, mit Unapologetic B**** versucht sich die Queen of Pop leidlich an Raggae und Dancehall. Illuminati kann sofort in die Tonne gespuckt werden, B**** I’m Madonna geht gerade noch so als State of The Art-Party-Song durch.
Hold Tight lässt mühelos und fluffig die Ray-of-Light-Madonna zurückerinnern, Joan of Arc scheint eine Kopie von Gagas „Gypsy“ zu sein - mit Gefühl, statt Geschrei.
Iconic ist ein Totalausfall (die Soloversion ist okay), Heart Break City ist okay (Demoversion gefällt aber mehr). Body Shop ist nur Durchschnitt, Holy Water macht wieder mehr Spaß, genauso das scheinbar von den American Life-Sessions übriggebliebene Inside Out. Wash All Over Me scheint auch von Hard Candy beeinflusst und geht in Ordnung - gerade, WEIL Rebel Heart vielleicht Madonnas gefühlvollster Output bisher darstellt. Best Night und Vedi Vidi Vici sind mega-starke Lieder, die Demo von S.E.X. klingt weniger gehemmt, als die lahme Albumversion. Genauso verhält es sich mit dem Titeltrack, der zu sehr nach (dem schrecklichen) Avicii klingt (wieder ist die Demo besser).
Was bleibt übrig? Meiner Meinung nach zumindest ein Stern mehr in der Bewertung. Nicht übermäßig tolles, aber haltbares Popalbum, das von der globalen Kritik angenommen, statt vernichtend beäugt werden sollte. Gerade deshalb, weil Madonna auf „Rebel Heart“ mehr Gefühle und Melancholie unterbringt - zumindest oberflächlich - als auf ihren bisherigen Albumveröffentlichungen.
3/5 Sternen