laut.de-Kritik

Fast göttlich.

Review von

"Oh Lord / When your heart beats within mine / Am I in anyway divine?", fragt Madrugadas Frontmann Sivert Høyem mit tiefer Stimme zu Beginn des Songs "The Lost Gospel" und wirkt in der Tat ziemlich verloren. Zunächst nur eingebettet in Orgel und eine einsame Gitarre, schwillt die Soundlandschaft langsam an, schließlich komplettiert der Backgroundgesang die hoffungslose und sehnsüchtige Atmosphäre. Eines der schönsten Stücke auf dem neuen Album "The Deep End".

Viele Songs auf "The Deep End" leben nicht zuletzt von Høyems dominanter Stimme, die manches Mal an das sonore Organ Nick Caves erinnert. In "Stories From The Streets" zum Beispiel klingt er dem australischen Sakkomusiker ungemein ähnlich. Die spanisch angehauchte Gitarre samt rhythmischem Flamencoklatschen gegen Ende macht das Stück ungewöhnlich und interessant. Tragik liegt in der Luft.

Ganz leise und rhythmisch beginnt "Ramona", nur mit Bass und Schlagzeug, um sich mit dem einsetzenden Gesang in einen brachial stampfenden Song zu verwandeln. Da wippt der Fuß wie von alleine mit. "There is no tomorrow", beschwört Høyem den Augenblick, die Gegenwart - diese Stimmung verkörpert der Song perfekt und vereinnahmt den Hörer sofort. Sicher eines der Highlights dieses Albums. Ganz anders klingt "The Kids Are On High Street", ein gedankenverlorener, gemächlicher und fast perfekter Popsong.

Madrugadas Sound lässt den Hörer nicht kalt, sondern nimmt ihn mit in die wunderbare und melodiöse Soundwelt der norwegischen Ausnahmemusiker. Nachdem Madrugada auf dem Vorgänger "Grit" die Rockgitarre ausgepackten, trifft man sich jetzt ziemlich genau in der Mitte: Laute Gitarren finden ebenso statt wie tieftraurige Balladen. Madrugada verzichten auch auf ihrem vierten Longplayer nicht auf die bekannte geheimnisvolle Atmosphäre. Der Titel "The Deep End" lässt nichts anderes vermuten, die Norweger haben immer noch den Blues.

"The Deep End" ist sehr gutes Album, das an manchen Stellen vielleicht noch ein Stück konsequenter sein könnte. Drei Jahre hat es bis zum nächsten Lebenszeichen gedauert. Ihrem Sänger scheint das zu lang gewesen zu sein: Høyem veröffentlichte 2004 sein grandioses Solo-Debüt "Ladies And Gentlemen Of The Opposition".

Trackliste

  1. 1. The Kids Are On High Street
  2. 2. On Your Side
  3. 3. Hold On To You
  4. 4. Stories From The Streets
  5. 5. Running Out Of Time
  6. 6. The Lost Gospel
  7. 7. Elektro Vakuum
  8. 8. Subterranean Sunlight
  9. 9. Hard To Come Back
  10. 10. Ramona
  11. 11. Slow Builder
  12. 12. Sail Away

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