laut.de-Kritik
Polka-Pop und Blubber-Bluegrass.
Review von Daniel StraubFür einige ihrer offiziellen Bandporträts haben sich die beiden März-Macher Ekkehard Ehlers und Albrecht Kunze in ein üppig bepflanztes Gewächshaus begeben und sich zwischen mannshohen Kakteen, kleinwüchsigen Büschen und zart sprießenden Blumen gemütlich in Positur geworfen. Ein ungewöhnlicher Ort für ein Foto-Shooting, und doch gar nicht so unpassend, hat man die elf Songs ihres neuen Albums "Wir Sind Hier" im Ohr.
Was diese beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Welten zusammen bringt, ist das Leben. In der künstlichen Biosphäre des Gewächshauses sprießt, raschelt, wächst und duftet es an allen Ecken und Enden. Einen ähnlich lebendigen Eindruck hinterlassen die Songs von März im Ohr. Auch hier zischelt, knackst, rauscht, knarzt und säuselt es ohne Unterlass, ganz so als hätten es sich März zur Aufgabe gemacht, das Leben in Form ihrer Popsongs einzufangen.
Die mitten im Leben stehenden Sounds von März finden ihre Entsprechung in Liedtiteln, die ein ums andere Mal auf die Natur verweisen. "Tropige Trauben" oder "Biber & Enten (Plattler)" sind die augenfälligsten Beispiele für den organischen Ansatz der beiden Frankfurter Soundtüftler. Lässt man die Titel hinter sich und dringt etwas tiefer in die Songs ein, dann zeigt sich, dass März ihr Konzept auf verschiedenen Ebenen realisieren.
Nicht evolutionär auf einen endgültigen Zielpunkt fixierte Sounds und Songs basteln März am Mischpult zusammen. Sie nehmen die Idee des Lebens auf und machen sie zum zentralen Bestandteil auf "Wir Sind Hier". Dementsprechend fallen die Songs immer wieder auf sich selbst zurück, nehmen die Form einer stets aus neue beginnenden Schleife an. Langeweile kommt deshalb aber noch lange nicht auf, wie März mit ihren filigranen Arrangements schnell klar machen.
März verstehen sich auf verträumt romantische Balladen ("Forever Never") genauso gut wie auf sachte Up-Tempo Nummern, die den Geist von Simon & Garfunkel in die Gegenwart transportieren ("The Pop Song"). Auch würzen sie ihre Kompositionen gerne mit leichten Banjoeinlagen, schräg in Szene gesetzten Bläsersätzen und jeder Menge Umweltgeräusche und geben damit "Wir Sind Hier" eine ganz eigene Note zwischen Polka-Pop und Blubber-Bluegrass. So verschieden und doch so schön kann nur das Leben sein.
Noch keine Kommentare