laut.de-Kritik
Vatis staubige Plattenkiste 2.0.
Review von Adrian MeyerMalachais "Ugly Side Of Love" ist der auf Platte gepresste feuchte Traum eines jeden Vintage-Jukebox-Aficionados. Das Duo (man nennt sich Gee und Scott) aus Bristol huldigt auf seiner Platte britischem 60s-Psych-Pop, vermischt ihn mit Dub und Soul, Trip- und Hip Hop-Elementen, in weiterführender Tradition des Sounds ihrer Heimatstadt Bristol. Oder ist das nun etwa schon Post-Trip-Hop?
Als würden sie die staubige Plattensammlung auf Vatis Dachboden ausweiden, sampeln sich Gee und Scott wild durch die Geschichte alternativen Pops der 60er. Mit Dubstep in den Knochen unterlegen sie diesen mit Breakbeats und schrägen Loops, fügen kultige Handclaps ("Shitkicker"), authentisches Schallplatten-Rauschen ("Another Sun") oder Effekte ein, die den Eindruck erwecken, die Songs würden auf einem nicht immer gleich schnell drehenden Grammophon abgespielt werden ("Fading World").
Das daraus entstehende musikalische Flickwerk ist dabei nicht einfach simpler Diebstahl, sondern als intertextueller Lobgesang an den Lo-Fi Garagenpop von vor fünfzig Jahren zu verstehen. Obwohl Flickwerk eigentlich das falsche Wort ist: die wilde Samplerei wird nämlich bestens zusammengehalten durch das kratzbürstige Organ des Sängers Gee, das perfekt ins hier gehuldigte Pop-Zeitalter passt.
"Shitkicker" haut zu einem Spaghetti-Western-Riff und deftigen Breaks mächtig auf die Kacke, "Lay Down Stay Down" könnte geradezu der Soundtrack eines frühen Bond-Film sein (inklusive gesampelter Schüsse) bei "Only You" ist hingegen deutlich, dass Portisheads Geoff Barrow bei der Produktion die Finger im Spiel, beziehungsweise der Plattenkiste, hatte. Er war es auch, der die Band entdeckte.
Stellenweise wähnt man sich im verrauchten Schlafzimmer eines jugendlichen Mods, der zusammen mit Freunden und voller Begeisterung der nachmittäglichen Session eines Offshore-Piratenradios lauscht. Malachai schwelgen offensichtlich in sehnsüchtiger Nostalgie an dieses (musikalisch) spannende Jahrzehnt.
"Ugly Side Of Love" ist eine Platte voller grandioser Überraschungen: die gesampelten Riffs werden in ihrer Mitte aufgebrochen, die Loops machen überraschende Kehrtwenden oder die staubigen Melodien werden mit plötzlichen Scratches aufgewirbelt. Langweilig wird einem beim Hören von "Ugly Side of Love" sicherlich nicht. Hingegen braucht es auch mehr als nur einen Hördurchlauf, um die vielfältigen Eindrücke zu verarbeiten.
2 Kommentare
Wow, der Sound gefällt mir richtig gut. Wirkt wie eine Frischzellenkur der 60er, die Stimme passt auch perfekt rein. Das Album ist so gut wie gekauft.
Tolles Album, hatte es heute in der Post und habe es seither ca. 10 Mal durchgehört. Nur leider mit gut 35 Minuten etwas kurz geraten...