laut.de-Kritik

Frankokanadischer Prog-Wolf im Pop-Schafspelz.

Review von

Oops, they did it again! Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass Malajube mit ihrer Prog-Pop Wundertüte Trompe L'Oeil für eine faustdicke Überraschung im Indielager sorgten. Nachdem die Frankokanadier für dieses furiose Zweitwerk zu Recht mit nahezu allen Preisen überhäuft wurden, die ihr Heimatland für herausragende musikalische Leistungen zu vergeben hat, melden sie sich erstaunlich flott mit "Labyrinthes" zurück.

Das Quartett stellt bereits im Opener "Ursuline" klar, dass Album Nummer drei alles andere als ein Schnellschuss geworden ist. Nach leichtfüßigem Klavier-Intro nimmt einen sogleich ein treibender Drumbeat in Empfang und katapultiert den Hörer nahtlos in den vertrauten Malajube'schen Irrgarten. In diesem musikalischen Feuchtbiotop schießen noch immer exotische Zwittergewächse aus Progrock und Indiepop ins Kraut, dass selbst der gute alte Mendel samt seiner Vererbungslehre zu Lebzeiten vor Neid erblasst wäre.

Keine Ahnung, mit welchem Zaubertrank die Quebecer Gesundheitsbeauftragten das Trinkwasser von Montreal panschen, aber diese Ausgeburt an Kreativität, die sich seit Jahren in Bands wie GY!BE , Do Make Say Think oder Arcade Fire manifestiert und über den großen Teich schwappt, ist schon auffallend verdächtig.

Auch Malajube klingen trotz hörbar erspielter Reife noch immer frisch wie ein Quell ewiger Jugend und präsentieren sich auf "Labyrinthes" bei aller Abgeklärtheit bezüglich Arrangement, Songaufbau und technischer Finesse erneut so hungrig und experimentierfreudig, dass man meinen könnte, es mit einem Debütalbum zu tun zu haben – wäre da nicht die rundum austarierte High-End Produktion.

Angesichts der ausufernden Verspieltheit von
"Casablanca", "Collemboles" oder "Cristobald" fühlt man sich angenehm an Trail Of Dead erinnert. Wie die Texaner zu Worlds Apart-Zeiten, übertünchen auch Malajube ihre rudimentäre Rock'n'Roll Anti-Haltung mit einer ordentlichen Schicht Pop-Glasur. Dabei lenken die frankophonen Kanadier Keyboards, Synthieflächen und überwiegend cleane Gitarren durch vertrackte Bahnen zu einem mehrstimmigen Melodie-Kanon, ohne das rocken zu vergessen.

Erfreulicherweise begehen sie im Eifer des Gefechts nicht den Fehler, ihre Songs einem verkopften Gedankenkonstrukt zu unterwerfen und sie in narzisstischen Frickelorgien zu ersäufen. Mit wohl getimeten Ruhepolen setzen Malajube die nötigen Kontrapunkte, um dann, wie in "333", mit davon galoppierenden Drums effektvoll an der Dynamikschraube zu drehen. Die losen Enden laufen auf "Labyrinthes" allesamt an den richtigen Stellen zusammen, so dass nach kurzweiligen 40 Minuten ein unverschämt homogener und reichhaltiger Gesamteindruck entsteht. Bleibt als einzige Hürde lediglich die Sprachbarriere zu überwinden ...

Trackliste

  1. 1. Ursuline
  2. 2. Porté Disparu
  3. 3. Luna
  4. 4. Casablanca
  5. 5. 333
  6. 6. Collemboles
  7. 7. Hérésie
  8. 8. Dragon De Glace
  9. 9. Tout-Puissant
  10. 10. Cristobald

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