laut.de-Kritik
Der Rockmusik könnten sie den Rücken kehren.
Review von Eberhard Dobler"Source Tags & Codes" sorgte 2002 für Hosianna-Chöre in der Alternative-Community. Was die Texaner da an verhexten Rock-Arrangements und Semi-Hitpotenzial boten, gab fassungslosen At The Drive-In-Anhängern wieder Lebensmut. Auch für den Nachfolger wird die Rettung der Rockmusik reklamiert. "Worlds Apart" klingt noch monumentaler, aber positiver als es das verspulte (Schlachten-)Artwork vermuten lässt.
And You Will Know Us By Trail Of Dead bleiben überbordend, meiden diesmal aber epische Ausmaße (vom fast sieben-minütigen Opener "Will You Smile Again?" mal abgesehen). Mit Kindergejubel und einem beherzten "Hey fuck you, man" eingeleitet, schwingen Conrad Keely, Kevin Allen und Jason Reece lieber die Hymnen-Keule (der Titeltrack "Worlds Apart"). Vollendet zelebriert bei "The Rest Will Follow", das angewirbelte Drums und ein punktgenaues Arrangement in den besten Refrain des Albums treiben. Auf "The Best" oder "The Lost City Of Refuge" liefert Sänger Keely ähnlich unbescheiden perfekten Gesang ab.
Erstaunlich, zu welchem Spektakel das Trio (Basser Neil Busch verließ die Band Anfang 2004) fähig ist: Manchmal den Beatles ("All White") oder David Bowie ("Summer Of '91") huldigend, knüppeln sie wieder in bester Sparta-Manier den Postcore ("Caterwaul"). Und obwohl Keely eigentlich Sonic Youth zu seinen Einflüssen zählt, tönt es diesmal noch britischer: "Let It Dive" erinnert tatsächlich an Oasis. Für noch mehr Abwechslung sorgen seltsam anmutende Interludes (das Violin-Stück "To Russia My Homeland"), unerwartete Sounds (Jazz-Trompete, Möwengeschrei) oder überraschende Songwendungen.
Trail Of Dead spielen mit der Musikhistorie und wollen an das ganz Große anknüpfen. Glücklicherweise besitzen sie die Potenz, um sich auf dieser Mission von ihren Vorfahren frei zu machen. An diesem Album arbeitet sich so schnell niemand ab, scheinen die Texaner doch aus einem immensen Ideen-Repertoire zu schöpfen. Trail Of Dead machen so ziemlich alles richtig. Der Rockmusik könnten sie eigentlich den Rücken kehren.
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