laut.de-Kritik
Der dunkle Malariahauch pustet jedem Nebel ins Haar.
Review vonNew Wave. Die 70er Jahre waren kaum um, die 80er hatten eigentlich noch gar nicht richtig begonnen. Mania D. ward aufgelöst und Malaria! gegründet. Hinzu kamen Mitstreiterinnen aus dem Nina Hagen-Projekt O.U.T. sowie von der Band Die Haut. Das Ergebnis wurde Underground-Musik genannt. House. Drum'n'Bass. Techno. Sämtliche Electronic Affair halt. Die 90er waren um, die unaussprechlichen 2000er da. ChicKs On Speed, DJ Koze, Dr. Motte auch. Das Ergebnis wird Malaria! Versus.... genannt.
Malaria! hatten 1982 ihren Indie-Classic-Hit "Kaltes Klares Wasser" herausgebracht (auf der Maxi "Weißes Wasser"), waren mit New Order auf Tour, nahmen bei BBC 1 eine Session beim DJ aller DJs, John Peel, auf. Mit Nina Hagen überraschten sie im Studio 54 in New York. Dort blieb auch Gründerin Bettina Köster hängen. Mitgründerin Gudrun Gut hingegen schaffte Ende der 90er Jahre mit dem Ocean Club Radio im Berlin-Brandenburger Radio Eins einen Pool für frische Sounds, in dem auch das Trio Chicks On Speed sich andauern tummeln durfte.
Nun, im Jahre 2001, sind die Malaria!-Remixe komplett. Nicht alle ein Hit wie der von Chicks On Speed. Aber wer kann sich solch Entstehungsgeschichten wie der von DJ Koze entziehen: "Die Nachbarstochter meiner Eltern hat immer Malaria! gehört, daraufhin haben wir uns mehrmals im Wald getroffen....". Oder wie es Elisabeth T. von Solex ausdrückt: "In unserem Remix ist der originale Song kaum mehr erkennbar, aber wir tragen ja auch nicht mehr das schwarze Outfit von früher und schmieren keine Seife mehr in die Haare. Und erst recht diese Eyeliner damals.... obwohl, hey, ich wäre bei einem Revival sofort dabei!"
Malaria! Versus.... klingt wie ein Kampf damals gegen heute. Ist es aber nicht. Vielmehr wird diese Reise in die Vergangenheit zu einem Miteinander. Man muss nicht dabei gewesen sein im New Wave zu Malaria!s Zeiten. Aber die "Anklänge des Berliner Technos des Jahres 1994 und der dunkle Malariahauch pusten jedem Nebel ins Haar" (Ellen Allien). Malaria! Versus erzählt von einer zeitlosen Epoche und lädt ein zum Verweilen. Es ist jedem selbst überlassen, wo und wann er dies tut.
Mit den vorhanden Remixen werden die Wurzeln offengelegt. Ich empfinde es als ein Gewinn, wenn heute, 20 Jahre später, Malaria! immer noch so ansteckend und im Grunde unheilbar ist. Go and get Malaria!
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