laut.de-Kritik

Gebet an die allmächtige Kraft der verzerrten E-Gitarre.

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Wir setzen als bekannt voraus: Manchester Orchestra stammen weder aus dem regnerischen englischen Norden noch aus einem der vielen Namensvetter in den USA. Sogar in ihrem Heimatstaat Georgia gibt es eins. Die Band aus Atlanta wirft dieser Tage ihren mittlerweile vierten Langspieler unters Volk. Im Unterschied zum Vorgänger "Simple Math" legen die Amerikaner mehr Wert auf Einheitlichkeit und geradlinigere Rock-Songs - die Platte könnte im hoffentlich bald kommenden Sommer ein treuer Begleiter werden.

Das Album beginnt mit flirrenden, singenden Gitarren, die klingen, als wären sie irgendwie mit einem Synthesizer verstärkt worden. Das liegt natürlich daran, dass Keyboarder Chris Freeman im Hintergrund ordentlich in die Tasten haut. "Top Notch" etabliert sich als starker Auftakt in gemächlicherem Tempo. Etwas flotter gehen die Fünf anschließend in "Choose You" zu Werke. "The invention of the ship was the invention of the shipwreck", singt Andy Hull und klagt uns sein Liebesleid.

Manchester Orchestra beten die allmächtige Kraft der verzerrten E-Gitarre an. Und wir können nur sagen: danke! Zu lange haben uns rockmusikferne Röhrenjeans-Lutscher mit ihrem langweiligen Gitarrengeschrammel genervt. Diese Band hier möchte dicke Klangwände auffahren und hat damit Erfolg.

Ihr Sound ist fest im Alternative Rock der 90er verwurzelt, was sich ebenfalls über das Songwriting sagen lässt. Ein Lied wie "The Mansion" mit seiner schleppenden Geschwindigkeit hätte auf vielen Alben dieses Jahrzehnts erscheinen können. Wie die ganze Scheibe suhlt es sich in seiner Melodieverliebtheit. Das Mitpfeifen lässt sich da nicht lange unterdrücken.

Wenn es zweistimmig wird - und das geschieht oft - erinnern die Südstaatler schon mal an Coheed And Cambria, allerdings ohne deren Brimborium. Andy Hulls charakteristische Stimme irgendwo in der Nachbarschaft von Brendan B. Brown (Wheatus, "Teenage Dirtbag", wir erinnern uns mit Grauen) und Roger Hodgson von Supertramp dürfte weiterhin beim einen oder anderen für Verstimmungen sorgen. Dabei gehört sein emotionaler Gesang beispielsweise in "All I Really Wanted" zu den Stärken von Manchester Orchestra.

Achtung, jetzt kommt ein Fazit: "Cope" sei allen Menschen empfohlen, die auf der Suche nach einem schönen lauten Rockalbum sind und eingängige Melodien mögen. Je nachdem, wie man zu der Musikrichtung steht, bieten Manchester Orchestra elf Hits am laufenden Band - oder eben keinen einzigen. Die Musiker erfinden nichts neu und machen nichts anders, präsentieren sich einfach in bestechender Form.

Trackliste

  1. 1. Top Notch
  2. 2. Choose You
  3. 3. Girl Harbor
  4. 4. The Mansion
  5. 5. The Ocean
  6. 6. Every Stone
  7. 7. All I Really Wanted
  8. 8. Trees
  9. 9. Indentions
  10. 10. See It Again
  11. 11. Cope

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