laut.de-Kritik

Die Zusammenfassung eines ehrgeizigen Projekts.

Review von

Auf fünf Platten ebenso viele US-amerikanische Stile mit einem Blasorchester zu interpretieren, ist ein ehrgeiziges Projekt. Und ein mutiges noch dazu, da es sich nicht um Coverversionen, sondern um eigene Stücke handelt. Um so mehr, da Mardi Gras.BB nicht aus New Orleans, sondern aus Mannheim stammen.

"Pentalogy" liefert einen Überblick, der die Jahre 1999 bis 2004 umfasst. Mardi Gras.BB haben danach ein Album als Trio (also ohne Blasorchester) und ein weiteres in altbewährter Form veröffentlicht, weshalb es sich hier in einer gewissen Hinsicht um olle Kamellen handelt - was wohl mit dem Ausstieg des Majors Universal mitten im Projekt zusammenhängt. Altbacken klingt die Musik jedoch nicht.

Nach dem gesampleten Intro vereint der Beginn der musikalischen Reise den Anfang und das Ende. Mit den Alben "29 Moonglow" (2004) und "Alligatorsoup" (1999) beschäftigte sich die Formation um Sänger Jochen Wenz und Bassist Uli Krug mit Klängen aus New Orleans und den 20er Jahren. So schwingt auf "The Railroad Song" eine schaurige Säge mit, die eine charakteristische morbide Stimmung verbreitet. Wie auch die folgenden Stücke von "Dark Days" bis "Bye Bye Babylon" würde es gut in einen Streifen Tim Burtons passen.

Auf "Supersmell" (2000, hier durch "Let It Shine", Psychoflute" und "Dreamtime In Memphis" vertreten) springen Mardi Gras.BB in die 60er und 70er Jahre. Die Samples von DJ Mahmut gewinnen an Bedeutung, der Klang wird jazziger und erinnert stellenweise an Us3. Der Beginn von "Let It Shine" hört sich stark nach Sean Paul an, wobei die Deutschen dem Jamaikaner ein paar Jahre voraus sind.

Überhaupt spielen sie mit Zitaten. So kommt in "Jungle Telegraph" das James Bond-Thema vor, während in "I Was Blind" "Hotel California" von den Eagles Spuren hinterlassen hat. Ein Konzept, das auch beim vierten Album "Heat" (2004) zum Tragen kommt, das den Bläser-Sound stärker denn je mit Loops und Samples anreichert. So bieten die letzten drei Stücke eine gehörige Portion Funk und Diskoeinlagen, wobei "Old Nu York" mit Sympathy For The Devil" spielt.

Ein recht intensives Album also, das lediglich in der zweiten Hälfte mit "CM Lover", "Desert Rose" und Hop Sing Song" eine kurze Verschnaufpause bietet. Was weiter nicht verwundert, stammen die Stücke aus "Zen Rodeo" (2002), das sich mit Alt Country, Tex-Mex und Desert Rock beschäftigt.

Der direkte Vergleich zeigt, dass Mardi Gras.BB im Laufe der Jahre im positiven Sinne gereift sind – so sind die ersten und letzten Stücke der Compilation, die aus den letzten zwei Alben stammen, die gelungensten. Der Zusatz "The Very Best Of" hat wahrscheinlich marketing-technische Gründe und schrammt am Inhalt vorbei. Dennoch ist "Pentalogy" ein Album, das vor allem Neueinsteigern den Zugang zu einer hörenswerten Band ermöglicht.

Trackliste

  1. 1. Introludi
  2. 2. Railroad Song
  3. 3. Dark Days
  4. 4. Jungle Telegraph
  5. 5. I Was Blind
  6. 6. Down, Down, Down
  7. 7. Bye Bye Babylon
  8. 8. Let it shine
  9. 9. Psychoflute
  10. 10. CM Lover
  11. 11. Dreamtime in Memphis
  12. 12. Desert Rose
  13. 13. Hop Sing Song
  14. 14. Moto Boat
  15. 15. Old Nu York
  16. 16. Y. C. Kill The Music

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Genau das war dieses Album - die Einstiegsdroge zu einer Musik, die irgendwie an mir vorbei geschrammt ist. Seit dem ich das Album besitze, läuft es auch schon in "Dauerrotation" und hört sich immer wieder gut, "frisch" und immer wieder anders an. Leidenschaftlich, gute Musik mit einem Gesang, der auf jeden Fall unter die Haut geht.