laut.de-Kritik

Der "Star Search"-Sieger rockt mit Inbrunst.

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Das ist ja ein kaum noch überschaubares Kommen und Gehen bei den deutschen Superstars: die No Angels haben ihren Rücktritt eingereicht, und auch Küblböck scheint dem Ruhm nicht länger gewachsen, da veröffentlicht schon der nächste vom Fernsehvolk Erwählte sein Album. Doch der aus der SAT1-Show "Star Search" hervor gegangene Martin Kesici, oder Hasch-Martin, wie BILD den Berliner fast liebevoll getauft hat, unterscheidet sich schon äußerlich stark von den bisherigen Gewinnern ähnlicher Wettbewerbe.

Schon allein wegen seines leicht verknautschten Gesichts eignet sich der "Kinnbart-Teufel", dem man ansieht, dass er schon Einiges erlebt hat, wenig für's Bravo-Starschnitt-Poster. Martin-Fans sind eine ganze Ecke älter und haben auch schon eine eigene Meinung. An der ersten Single-Veröffentlichung "Angel Of Berlin" beispielsweise bemängelten sie, dass Martins eigentlich recht ausdrucksstarke Stimme im Studio arg glatt gebügelt worden sei.

Solche Kritiker werden mit dem folgenden "Loosing Game", vor allem aber mit "Making Me High", dem dritten Track von Kesicis Debütalbum "Em Kay" eher zufrieden sein: von hymnischen Gitarren begleitet, röhrt sich der lustige Martin eindrucksvoll durch Höhen und Tiefen diese Bon Jovi-ähnlichen Songs. Dem folgenden "My Love Is" hört man dagegen nicht an, dass er am liebsten Balladen singt, wie er selber sagt; das Ding ist eine fürchterliche Schnulze.

Während Kesici in "My Love Is" auch als Sänger eine denkbar schlechte Figur abgibt, ist ihm das folgende "Liebesluder" wieder deutlich passender auf den Leib geschneidert. In den halbwegs humorvollen Text, in dem eine ehemalige Liebe verabschiedet wird, hängt sich der Sänger mit Inbrunst und Seele hinein. So viel Rock'n'Roll hatte man nach dem Vorgängertrack, in dem Kesici jault wie eine gequälte Katze, kaum noch erwartet. Auch in "Who's A Real Friend" macht Kesici seinem Ruf als neuer deutscher Grönehagen alle Ehre, und dem folgenden "What If" hört man sogar seine Liebe zu Soundgarden an.

Bleiben die Covers: Lionel Richies "Easy" geht in Ordnung, an "All For Love" von Bryan Adams kann man nicht viel verderben. Citys "Am Fenster" war gewiss Teil der musikalischen Sozialisation des Berliners, und dementsprechend ambitioniert verpasst er dem Song eine Frischzellenkur. An Metallica aber hätte er sich nicht heran wagen dürfen. Stimmlich bewältigt er "Nothing Else Matters" zwar ganz gut, doch das runter gepitchte Tempo macht den Klassiker zum Massaker.

Insgesamt schwankt die Qualität der hier versammelten Songs so stark, dass man tatsächlich mitunter das Gefühl hat, hier würden zwei Welten aufeinander prallen. Ob sich letztendlich der ernst zu nehmende Musiker Kesici oder der gehypte Fernsehstar auf der Suche nach dem schnellen Euro durchsetzt, ist an "Em Kay" noch nicht zweifelsfrei abzulesen.

Trackliste

  1. 1. Angel Of Berlin
  2. 2. Losing Game
  3. 3. Makin' Me High
  4. 4. My Love Is
  5. 5. Liebesluder
  6. 6. Who's A Real Friend
  7. 7. Easy
  8. 8. What If
  9. 9. Nothing Else Matters
  10. 10. After The End Of The World
  11. 11. Am Fenster
  12. 12. All Is Sad And Done
  13. 13. All For Love
  14. 14. Angel Of Berlin (Reprise Mix)

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