Massiv in Mensch - " Die Rein"

Man muss ja immer vorsichtig sein mit Bezeichnungen, die sich Bands selbst geben. Besonders die Etikettierung "wir passen wirklich in keine Schublade" ist meist gefährlich. Das sagen Massiv in Mensch aber auch gar nicht, sondern sie nennen ihre Musik "Dark Rave". Und das trifft es eigentlich ganz gut. Nun könnte man fragen, ist "Dark Rave" im ganzen EBM-Pool überhaupt eine notwendige Bezeichnung? Darüber kann man diskutieren, aber warum ein treffendes Wort nicht benutzen, wenn so gut passt wie hier.

"Die Rein" von Massiv in Mensch ist eine technoide Platte. Sie stampft und wabert, meist ohne Gesang. Aber sie wird dabei nicht langweilig und das ist eine reife Leistung. Hört man "Die Rein", assoziiert man damit zwangsläufig zuckende schwarze Leiber in dunklen Kellern. Die eigentliche Stärke der Platte ist jedoch, auch im Wohnzimmer ihren Platz zu finden und in den heimischen Boxen nicht zu stören. Klarer Anspieltipp ist auf jeden Fall "Hoffnung ist das Seil auf dem die Narren tanzen".

Erstaunlich ist die Klarheit der Scheibe. Viele Dunkel-Elektroniker neigen zu überfrachteten Werken und endlosen über- und unterschichteten Songabschnitten, die bisweilen über schlichtes Pathos ausgereizt wird. Davon lassen die Massiven brav die Finger. Hier wird nicht geschichtet, denn die Struktur ist deutlich, und die Musik wird durch immer neue Versatzstücke trotzdem nicht unoriginell. Die Samples werden minimalistisch eingesetzt. Bei "Mein erstes Bonbon" hört man Psyches "Hiding Place" zwar deutlich heraus, doch der im Gegensatz dazu opulente Psyche-Sound ist hier metallischer Kargheit gewichen.

Wenn die Band Gesang einsetzt, dann nicht als tragendes Element, sondern als zusätzlichen Effekt. Wenn sie ihre Tracks jetzt noch vernünftig betitelt hätten, wäre die Platte richtig gut. Man darf jedenfalls gespannt sein auf "Menschdefekt", die dritte Scheibe von Massiv in Mensch, die bald erscheinen soll. Die Massiven sind auf einem interessanten Weg.