laut.de-Kritik
Beschwingter sixtiesorientierter Indiepop aus Kalifornien.
Review von Martin LeuteDie Tatsache, dass Matt Costa auf dem von Jack Johnson mitgegründetem Label Brushfire Records veröffentlicht, bringt mit sich, dass er auch musikalisch häufig in dessen Nähe gerückt wird. Das mag werbewirksam sein, wird dem Sound des 25-Jährigen Kaliforniers aber nur annähernd gerecht.
Mit seiner sich an die Sixties anlehnende Fusion aus Folk, Pop, Indie und einem Hauch Ragtime tönt der Ex-Skateboarder erdiger als seine singenden Surfer-Kollegen; sattere und verspieltere Arrangements kleiden die zwölf ausgefeilten Songs auf seinem zweiten Longplayer "Unfamiliar Faces" aus, ohne es dabei an Lässigkeit fehlen zu lassen.
Der Opener "Mr. Pitiful" glänzt als gutlaunige Pianostomp-Nummer, zusätzlich rhythmisiert vom Schlagzeug, dem Tambourin und Handclaps. Das hübsche Melodie in "Lilacs" wird dann gestützt von der E-Gitarre und klanglichen Einlagen des Synthesizers.
Anschließend hängt sich Costa die Wandergitarre um, um in bester Folkmanier "Never Looking Back" mit klassischem Mundharmonika-Intermezzo zu intonieren. Der bluesrockigen Inszenierung in "Emergency Call" gesellen sich Bläsersätze und ein Backgroundchor bei, während das Liebeslied "Vienna" sich gekonnt am Bossa Nova versucht, der von weichen Pianotupfern untermalt wird.
An Vielseitigkeit und gelungenen Melodiebögen mangelt es Matt Costa wahrlich nicht, was er mit dem Titeltrack "Unfamiliar Faces" eindrücklich unter Beweis stellt. Ein hüpfender Rhythmus und tänzelnde Klavierläufe sorgen dafür, dass das Grüblerische nicht die Überhand gewinnt. Ein jazziges Klarinetten-Outro unterstreicht den vorherrschenden Optimismus.
Dieser Mann hat das Gespür für den eingängigen Song, ohne sich zu extrovertiert aus dem Fenster zu lehnen. Harmonien à la Blur erwarten uns in "Cigarette Eyes", "Trying To Lose My Mind" gefällt mit eingängigem Beat, Bläsern und einer gepfiffenen Strophe, und im sentimentalen "Heart Of Stone" hinterlassen Akustikgitarre und vereinzelte Paukenschläge einen bleibenden Eindruck. Und wenn er mit "Miss Magnolia" unüberhörbar auf Mungo Jerrys "In The Summertime" zurückgreift, sei ihm das gestattet, weil es in diesem dezenten Bluegrass-Outfit mit Banjo, Geige und Mundharmonika äußerst vergnügt und charmant daher kommt.
Mit "Unfamiliar Faces" präsentiert der Singer/Songwriter Matt Costa einen reifes zweites Werk, das die amerikanische Musiktradition mit seinem Gefallen am Britpop kombiniert. Ob man die reduzierteren Nummern bevorzugt oder die etwas aufwändiger arrangierten, Matt Costa hat mit diesem facettenreichen Werk sein Talent endgültig unter Beweis gestellt.
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