laut.de-Kritik

Angenehm in Gehör und Bewusstsein gleitende Mixtur.

Review von

Das Schicksal wählt zuweilen verschlungene Pfade: Da muss ein junger Berliner erst am anderen Ende der Welt zum Superstar aufsteigen, bevor er in seiner Heimat zu Ehren kommt. Mit "Taboo" legt Max Koffler, der in Südkorea einen wahren Hype losgetreten hat, nun hierzulande sein Debüt-Album vor.

Was genau das Besondere an seiner Stimme ausmacht, lässt sich nur schwer greifen. Max Koffler wirkt stets ein wenig zögerlicher, einsamer, melancholischer, als es der stellenweise doch blendend aufgelegte musikalische Rahmen erwarten ließe.

Meilenweit entfernt von allem, das das Etikett "überkandidelt" verdient, lädt Max dazu ein, ihn auf seinen ziellosen Gedankenspaziergängen zu begleiten: "Take a walk without a map", ermuntert er im lagerfeuertauglichen "Treasure".

Während der entspannt groovenden Fahrt auf dem "One-Way Highway" schnurgerade durchs Nirgendwo schweift eventuell vorhandene Konzentration ebenfalls unkontrolliert ab. Erst der (meinem persönlichen Geschmack nach vollkommen unnötige) Rock-Einschlag holt gegen Ende unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück.

"I desperately can't decide, what am I to do next", sinniert Koffler in "Can I Hope". Seine Seoulmates an den Instrumenten scheinen im Gegensatz zu ihrem unentschlossenen Frontmann zu allem bereit: Gitarre und Drums treiben ein geradezu fröhlich geratenes Liedchen voran.

Häufig dominiert die Akustikgitarre, die als Melodieträger, manchmal ("Long Lost Land") jedoch auch lediglich als Rhythmusinstrument eingesetzt wird. Pop, ein Hauch Blues, ein wenig Acapella-Gesang, durch den Hintergrund wehende Aaaah-Chöre und handwerklich sicherer Instrumenten-Einsatz verbinden sich zu einer nicht allzu aufregenden, jedoch angenehm ins Gehör und Bewusstsein gleitenden Mixtur.

Nummern wie "When Do I Know" erhalten einen traditionellen Anstrich: "Let us be uncommon": Ja, bitte! An Gewöhnlichem haben wir schließlich bereits mehr als genug. Verstärkt von dezent durch den Hintergrund orgelnden Keyboards erweist sich "Catch Me" zwar als nicht besonders 'uncommon', dafür aber als eingängig wie nichts Gutes und droht, sich zum veritablen Ohrwurm zu mausern.

Der immer etwas nöliger als erwartet auftretende Sänger balanciert gekonnt auf eben diesem Kontrast. Flehende Bitten an sein Kopfkissen balgen sich in der Schlaflosigkeit von "Lately" mit dem üppigen Auftrieb, den der Refrain bereit hält.

Wenn der Sprechgesang im abschließenden "Life Is An Argument With Limits" hart am Rap entlang schrammt, der Drummer Raum für rhythmische Spielereien erhält und das Gesamtarrangement einschließlich aufjaulender E-Gitarre wie die klassische letzte Nummer vor der Zugabe daher kommt, in der sich die Band noch einmal ausgiebig präsentiert, kann man sich Max Koffler samt Seoulmates mühelos auf jeder beliebigen Bühne vorstellen. Live verliert sich bestimmt auch der lauwarme "ganz nett"-Eindruck, den "Taboo" aus der Konserve genossen ab und an verströmt.

Trackliste

  1. 1. Taboo
  2. 2. One-Way Highway
  3. 3. Treasure
  4. 4. When Do I Know
  5. 5. Catch Me
  6. 6. Colors
  7. 7. Long Lost Land
  8. 8. What If The End
  9. 9. Can I Hope
  10. 10. Let Me Go
  11. 11. Watergum
  12. 12. Now I Know
  13. 13. Lately
  14. 14. Life Is An Arrangement With Limits

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LAUT.DE-PORTRÄT Max Koffler

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