laut.de-Kritik
20er Jahre-Lieder in festlichem Ambiente.
Review von Alexander CordasDie Live-Aufführungen des staatlich geprüften Baritons Raabe mitsamt seinem Palastorchester waren ja schon in der Vergangenheit opulente Angelegenheiten. Jetzt aber setzt der geborene Conferencier noch einen oben drauf.
Dank extravaganter Bühnenaufbauten und den verschiedensten Kostümen passt jetzt letztendlich auch der visuelle Rahmen zur Musik. Bis eine DVD den Genuss der optische Seite dieses Vergnügens erlaubt, dauert es zwar noch, aber bis dahin, und für die, die keinen Player besitzen, ist die Live-Platte ein ideales Bonbon.
Aufgenommen im Festspielhaus Baden Baden könnte die Szenerie nicht besser gewählt sein. Die Stadt der Rentner und Glücksritter strahlt immer noch dieses mondäne Flair aus, das auch für die Weltliteratur (z.b. Dostojewskis 'Der Spieler') bedeutsam war.
In diesem Ambiente fühlen sich Raabe und das hervorragende Orchester denn auch sehr wohl. Im glänzenden Licht der überdimensionierten Kronleuchter servieren sie dem Publikum einen gelungenen Mix aus alten Nummern der Zwanziger und Eigenkompositionen wie "Klonen Kann Sich Lohnen".
Die Leidenschaft für die Roaring Twenties greift auch auf die Raabe'schen Lieder über. Textlich steht er den Altmeistern dabei kaum nach, musikalisch ist dem Palastorchester ohnehin keine Nachlässigkeit anzukreiden.
Ihr Sänger Max glänzt wieder einmal durch eine penetrant-professionelle Intonation. Nur beim Klassiker "Mein Kleiner Grüner Kaktus" kommt sein ansonsten herrlich affektierter Stil etwas gelangweilt daher.
Die Setlist könnte durchaus den einen oder anderen Song mehr vertragen, was aber eher als verdecktes Kompliment umzudeuten ist, da ja das aufgelistete Liedgut fast durchgehend aus Schmankerln besteht.
Ein herzhaftes Lachen gluckst hervor, wenn instrumental "New York, New York" erklingt und beim Gesangseinsatz auf einmal der Text zu "Kein Schwein Ruft Mich an" erschallt. Wahrscheinlich waren sie die Originalversion einfach leid.
Die "Palast Revue" komprimiert all das, was sich Raabe und Orchester im Laufe der Zeit erarbeitet haben und wofür sie mittlerweile in aller Welt geschätzt werden. Das macht sich auch ohne laufende Bilder mehr als gut.
Noch keine Kommentare