laut.de-Kritik
Ein Auswahl an Filmkompositionen.
Review von Giuliano BenassiDer Brite mit deutschem Geburtsort hat sich in den letzten Jahren einen prominenten Namen als Pianist, Produzent und Komponist gemacht. So erscheinen seine minimalistisch klassischen Werke bei Deutsche Grammophon.
2012 landete er mit "Recomposed by Max Richter: Vivaldi – The Four Seasons" fast schon einen Hit, 2015 präsentierte er mit "Sleep" ein hochgelobtes achtstündiges Werk, das genau den Titel zum Ziel hatte - den Hörer zum Einschlafen zu verleiten. Was ihm bei der Uraufführung im Oktober 2015 im Berliner Kraftwerk, von Mitternacht bis acht Uhr morgens, beim einen oder anderen auch gelang. Gut, dass 500 Feldbetten bereit standen.
Parallel dazu ist Max Richter als Soundtrack-Komponist tätig. Seit 2006 entwirft er Klanglandschaften für Kino und TV, teils für mehrere Produktionen im Jahr. Eine Auswahl hat er auf der vorliegenden CD getroffen.
Wer die Filme kennt, stellt fest: Richter möchte es sich nicht einfach machen. Sein zweites Album unter eigenem Namen, "The Blue Notebook" (2004), war sein Protest gegen den Krieg im Irak. Krieg war auch das Thema des ersten hier vertretenen Films, "Waltz With Bashir", der ergreifende dokumentarische Zeichentrickstreifen aus dem Jahr 2008, der das Massaker von Sabra und Schatila 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs zum Thema hatte.
Wirkungsvoll wabern tiefe Orgeltöne in "The Haunted Ocean", begleitet von ebenso ruhigen Streichern, während "Any Minute Now/Thinking Back" mit brachialem Industrial-Keyboard, tiefen Bläsern und wirbelnden Streichern den Hörer durchschüttelt. Typisch sind aber eher verträumte, mal ruhig, mal rastlose Kompositionen, die eher begleiten statt im Mittelpunkt zu stehen.
Ein bewegendes Schicksal erzählt auch "Sarahs Schlüssel" (2010), die Geschichte einer französischen Jüdin, die mit ihrer Familie deportiert wird und die als einziges Mitglied überlebt, da es ihr gelingt, zu fliehen. Auch in "Das Mädchen Wadjda" (2012) steht eine Frau im Mittelpunkt, nämlich die Titelheldin, die in Saudi-Arabien davon träumt, ein eigenes Fahrrad zu besitzen.
Mit "Disconnect" (2012) verlässt Richter den Kinosaal und begibt sich ins Fernsehen (oder den Computerbildschirm). Die Serie handelt vom Internet und seinen Gefahren. Kritisch bezüglich der immer stärker digitalisierten Zukunft fällt auch die Kinoproduktion "The Congress" (2014) aus, in dem eine fiktive Robin Wright ihren Körper "verkauft", damit sie in zukünftigen Filmen nur noch als digitale Version ihrer selbst zu sehen ist. Zum Schluss kehrt Richter zurück an die Front, um in "Testament Of Youth" (2015) die Geschichte einer jungen britischen Frau zu vertonen, die als Krankenschwester den Ersten Weltkrieg erlebt.
Streicher, Keyboards, gelegentlich Gitarren und natürlich auch Klavier sind die Instrumente, die Richter effektiv einsetzt. Dabei verzichtet er auf Geschwurbel und hört sich stellenweise schon fast nach Ambient an. "Ich glaube, dass Musik so etwas wie das Fruchtwasser ist, in dem der Film schwebt. Manchmal steht die Musik im Vordergrund und spielt eine begleitende Rolle. Ohne sie würde ein wesentliches Element fehlen", erklärt Richter im Booklet. Genauso klingt seine Filmmusik: geborgen und mit Nährstoffen gefüllt.
2 Kommentare mit 14 Antworten
Hatte für mich einen riesigen Anteil daran, dass Leftovers so eine besondere Serie war. ♥
Yep, The Leftovers war fantastisch!
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Ha, das Finale, einfach gelungen. Mich hat lange nichts mehr so berührt. Die Szene mit Nora und Matt ging so unglaublich unter die Haut. Grandios.
Ja, das war großartig. Matt hat mir am Ende auch sehr gut gefallen.
Klasse fand ich auch, wie sie es einfach dem Zuschauer überlassen haben, ob wir Nora nun ihre Geschichte glauben oder nicht. Letztendlich war es auch egal. Kevin glaubte ihr und das war es was zählte.
Titel eignet sich auch gut für Crazes Biographie
...und um bei Humanoiden oder zumindest selbigen äußerlich ähnelnden Altweltaffen eine gewünschte Verhaltensänderung herbeizuführen, eignet es sich selbstverständlich seit jeher am besten, die zu löschende Verhaltensweise so lange und intensiv zu imitieren, bis das Zielsubjekt dessen vermeintliche Peinlichkeit von selbst erkennt bzw. aufgrund der häufigen Wiederholung das Interesse daran verliert und somit die zu löschende Verhaltensweise fortan freiwillig unterlässt, sollte klar sein.
Guck dir auf facebook die user an, die das bspw. in der Erziehung ihrer eigenen Kinder nicht berücksichtigt haben. Und, ist aus denen vielleicht was geworden? Also liegst du sicher goldrichtig mit deinem Auftritt hier, daher: Immer schön weiter so!
Danke für die Korrektur meiner inneren Einstellung
"...und um bei Humanoiden oder zumindest selbigen äußerlich ähnelnden Altweltaffen eine gewünschte Verhaltensänderung herbeizuführen, eignet es sich selbstverständlich seit jeher am besten, die zu löschende Verhaltensweise so lange und intensiv zu imitieren, bis das Zielsubjekt dessen vermeintliche Peinlichkeit von selbst erkennt bzw. aufgrund der häufigen Wiederholung das Interesse daran verliert und somit die zu löschende Verhaltensweise fortan freiwillig unterlässt, sollte klar sein."
Doc Souli unser alter Küchenpsychologe.
Vllt bin ich halt doch weder humanoid, noch Altweltaffe, denn scheinbar scheint das bei mir nicht zu funktionieren, hat ja schon der ein oder Andere versucht.
Küchenpsychologie vernichtet zuverlässig Onlineschaben, die Vorwürfe sind also haltlos.
Die Inversion ist inzwischen ja wirklich fast nur noch Küchenpsychologie und ich hätte nicht mal gedacht, dass sie hier wirklich was bewirkt. Es ging mir im Grunde auch nur genau darum, dass es eben nicht in "fighting fire with fire" ausartet, weil diese eine spezielle Rolle bei laut.de mit dir treffend und völlig ausreichend besetzt ist
Was evtl. auch nicht so deutlich wurde:
Abseits des ein oder anderen therapeutischen Settings halte ich das "Spiegeln" (umgangssprachlich nachäffen) unerwünschter Verhaltensweisen nicht unbedingt für eine effiziente Methode der Verhaltenskorrektur, auch und besonders nicht in der Kindererziehung.
Womit ich jedoch auch nicht sagen will, dass diverse User alles richtig gemacht haben bei selbigem Entwicklungsziel.
Uff, das erinnert mich an die ersten Sitzungen mit meiner Therapeutin damals - das war Spiegelkabinett Deluxe.
Allerdings wurde sie recht schnell vom hater zum fan, sollte klar sein.
"Allerdings wurde sie recht schnell vom hater zum fan, sollte klar sein".
U.a. deswegen geben die angepassten, arschgepuderten und sorglosen PIAs (so wollen/dürfen sie ja nicht mehr genannt werden) solche Fälle wie dich gerne auch mal an mich ab...
Damit in der Gegenübertragung nicht sowas wie sexuelle Attraktion entstehen kann UND du auch körperlich während der Therapie so eingeschüchtert bleibst, dahingehend ob dir dein Therapeut nun wirklich seine 'Ndrangeha-Patienten auf den Hals hetzt oder dir gleich selber die Knochen bricht, wenn du dich mal zu ausladend schrankig präsentierst in den Sitzungen.
@souli Lach, so war das gar nicht gemeint.
Der wahre Kern war da sehr gering und eher so zu verstehen, dass wir uns darauf einigen konnten, dass das Ganze uns nicht wirklich weiterführen würde, da ich mir der meisten meiner Eigenarten schon recht bewusst war und diese sich größtenteils auch als nicht problematisch erwiesen.
Es handelte sich zwar wirklich um ein junges Mädchen in Ausbildung, aber sexuelle Elemente waren nicht vorhanden, dafür war ich viel zu kaputt. Ich war ja wirklich am Ende, als ich dort aufkreuzte und wollte einfach nur Hilfe.
Das glaube ich dir. Und sorry, dass dich solche "Just did it for the laughter"-Stories aus meiner Feder noch immer hier und da in eine "Rechfertigungsposition" zu drücken scheinen, ist jedenfalls aus meiner Sicht nicht nötig, wenn auch erhellend, da ich gerne weiß, mit wem ich's so zu tun habe
Das schmälert meine Abneigung gegen "formbare, angepasste und durch's Elternhaus auch durchaus solvente" junge Aspiranten dieser Ausbildung auch keineswegs. Verkackter Flaschenhals für die obere Mittelschicht bzw. die verstreuten, übrigen Trümmer derselben.
Habe halt ein übersteigertes Bedürfnis verstanden zu werden und aus Erfahrung kann ich sagen, dass manche Leute manchmal Sachen von mir denken, wo ich mich wirklich frage, wie die darauf kommen...
Stehe dem aber neutral gegenüber, ich "rechtfertige" mich eigentlich ganz gerne - sofern es nichts ist, was mich emotional betrifft.