laut.de-Kritik
Charmante Unaufgeregtheit mit hintergründigen Texten.
Review von Dani FrommWenn sich junge Männer "aus Wut auf diesen kranken Planeten" die Finger wund schreiben, resultiert dies in der Regel in quarrigen Jammer-Tiraden, die ich ohne zu zögern mit dem Etikett "Nicht Mein Style" versehen würde. Irgendwas muss Maxim anders machen, sonst hätte er mich kaum bereits mit dem Eröffnungs-Track rettungslos um den Finger gewickelt.
"Man kann immer nur die Scherben sehen, wenn grad 'ne Welt zusammen bricht / Doch mit jedem Schritt zurück wird aus den Scherben eine Welt für sich / Denn jede kleinste Scherbe macht das Mosaik zu dem, was es ist / Jede kleinste Falte in deinem Gesicht zeigt, wer du bist." Im Grunde sehr unspektakulär, was Maxim zum Besten gibt, deswegen jedoch weder weniger wahr noch weniger weise.
Verpackt in hübsche Melodien und garniert mit einer Überdosis charmanter Unaufgeregtheit wird aus der Redensart "Was einen selbst trifft, tut am wehsten" und der gleichzzeitig ausgegebenen Maxime (...!) "Aufgeben gilt nicht!" ein hoch willkommener, weil ansprechender Ohrwurm.
In die Reggae-Schublade ließ sich Maxim noch nie widerstandslos einsortieren. Diese Tradition setzt "Rückwärts Fallen" auf das Erfreulichste fort. Da die musikalische Umsetzung durchgehend auf das Konto von Rootdowns Hausproduzenten Teka geht, verwundert die jamaikanische Färbung der Grooves nicht weiter.
Daneben machen sich aber unüberhörbar Singer/Songwriter-Elemente sowie Einflüsse aus Pop und Soul breit. "Die Beleidigte Leberwurst" schmollt im Ska-Rhythmus. In "Lieber Bluten Als Frieren" sieht man sich mit einem astreinen Blues konfrontiert.
Die satte Instrumentierung baut auf Gitarre, Bass, Drums und Keyboards. Hie und da aufgemöbelt mit Bläsern und Percussion sorgt sie für das warme, erdige Grundgefühl, in das man sich gefahrlos "Rückwärts Fallen" lassen darf. Sorgfältig abgefeilte Ecken und Kanten schließen ein Verletzungsrisiko weitgehend aus.
Vor dem Abgleiten ins Harmlose bewahren Maxims hintergründige Texte. Solange der Gesang die Stimmung der Lyrics so genau einfängt, bleibt gegen eine gewisse Wehleidigkeit wenig einzuwenden. Zumal Maxim immer wieder mit herzerfrischend vertrauten Geschichten aufwartet.
Die Story vom "Pizzamann" gerät zwar etwas flach. Möglicherweise ärgere ich mich hier aber auch nur über die an den hintersten Hintergrund verschwendeten Bläser. An anderen Stellen kommt man dafür nicht umhin, sich ertappt, porträtiert und teilweise gnadenlos karikiert zu fühlen.
Bei der "Angst Vor Der Liebe" handelt es sich schließlich um ein weit verbreitetes Phänomen, und die Zahl der Szenarien, in denen mir ums Verrecken der Name meines Gegenübers ums Verrecken nicht einfallen wollte, tendiert gegen Unendlich. "Ich glaub', es war irgendwas mit A oder so. Oder doch irgendwas mit O?" Zu Hülf!
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