laut.de-Kritik
Das Vermächtnis der Waliser Noiserock-Päpste.
Review von Mathias MöllerDas ist es also: Das Vermächtnis von Mclusky passt auf drei CDs. 56 Songs erzählen die Geschichte einer der wichtigsten Noiserock-Bands des frühen ersten Jahrzehnts nach, unsentimental, dafür ziemlich komplett. Von 1999 bis 2005 existierte die walisische Band, die zum Schluss nur noch zu einem Drittel aus Walisern bestand, sie hat es auf drei Alben und zehn Singles gebracht.
Aufgehorcht haben Lärmfreunde rund um die Welt, als 2002 "Mclusky Do Dallas" veröffentlicht wurde, das zweite Album, das mit "To Hell With Good Intentions" auch den Hit der Band enthielt. Das ist lange her, und seit über einem Jahr gibt es Mclusky nicht mehr. Das Ende kam für Außenstehende unerwartet und ähnlich unerwartet erscheint nun die Compilation "Mcluskyism". Sie unterteilt das Schaffen von Andy Falkous, Jon Chapple und Matt Harding (beziehungsweise dessen Nachfolger Jack Egglestone) in "A-Sides", "B-Sides" und "C-Sides".
Die "A-Sides"-Scheibe umfasst alle veröffentlichten Singles. Lediglich die unter dem Bandnamen Best 1999 veröffentlichte Nummer "Huwuno" fehlt. Die knackigen, kurzen Nummern "Joy" und "Rice Is Nice" von "My Pain And Sadness Is More Sad And Painful Than Yours", dem Debütalbum von 2000, eröffnen die Platte.
Es folgen die vier Singles von "Mclusky Do Dallas": "Lightsabre Cocksucking Blues" bleibt wohl auf ewig der beste Song, den Mclusky produziert haben. Für den Nichtsammler wird es nach der Hälfte interessant, hier finden sich die beiden Stücke "There Ain't No Fool In Ferguson", 2003 eine Doppel-A-Seite mit "1956 And All That", und "Undress For Success".
Obwohl beide als Singles veröffentlicht wurden, fanden sie auf "The Difference Between Me And You Is That I'm Not On Fire" keinen Platz. Und das, obwohl beide durchaus passabel sind.
Die "A-Sides" komplettieren die beiden Singles von "The Difference ..." und "Without MSG I'm Nothing", der grandiose Opener des Albums. Eigentlich sollte auch jener als Kleinformat erscheinen, allein der Bandsplit kam dazwischen. Bei den "B-Sides" gehen die Nachlassverwalter ähnlich akkurat vor. Ebenfalls chronologisch angeordnet, finden sich 22 Stücke von "gut hörbar" bis "ich verstehe, warum das nur eine B-Seite war".
Die Übergänge zwischen den Songs sind äußerst knapp gehalten, irgendwie passt das zu den Stücken. Und zumindest die ersten Stücke wie "Why I Don't Believe In You" oder "Balbo's Theme" dürften bisher nur den Insidern geläufig sein. Interessanterweise sind einige dieser B-Seiten ziemlich straight und gut hörbare Rocksongs, eher selten finden sich hier absolute Noisekracher wie "Viva Minor Legends".
Bizarres hält "B-Sides" auch bereit: der "Provincial Song" von der "Rice Is Nice"-Single aus dem Jahr 2000 bringt Mclusky in die Nähe des Hip Hop und zeitigt die Erkenntnis "Rock And Roll Is Just A Ring On Your Finger". Und mit "The London Whine Company" enthält auch der zweite Teil von "Mcluskyism" einen echten Reißer. Diese Nummer, so untypisch sie für Mclusky sein mag, ist einfach zeitlos gut.
Konnte man in dieser Sektion noch einigermaßen nachvollziehen, woher die Songs stammen, wird es mit den "C-Sides" schwierig. Und hier liegt der einzige Schwachpunkt der Zusammenstellung: es fehlt ein Booklet, das dem Hörer ein wenig erklärt, was das für Raritäten sind, die er da gerade hört. Es ist offensichtlich, dass Bandleader Falkous dieses Kapitel möglichst schnell abschließen wollte.
Wie dem auch sei, auch hier finden sich erstaunlich viele gut hörbare Stücke, was für den gesamten Output spricht, den Mclusky produziert haben. Mit Stücken wie "KKKitchens, What Were You Thinking" oder "Collagen Rock" wird "C-Sides" aufgefüllt, hierbei handelt es sich um Demo-Versionen der Albumtracks. Das ist nun wirklich etwas für Sammler.
Das letzte Drittel von "C-Sides" ist kurzerhand zu einer Liveplatte umfunktioniert worden, wo man einen kleinen Eindruck von dem Lärm gewinnen kann, den Mclusky auf der Bühne erzeugten. Rohe Energie in guter Aufnahmequalität, und wenn Falkous "I'm aching from fucking to much" singt, fühle ich mich unweigerlich an Steve Merchant erinnert, der im Ricky-Gervais-Podcast die Monkey News ankündigt.
Somit haben Mclusky mit "Mcluskyism" alles abgeleistet, was man von ihnen irgendwie erwarten könnte: eine Best-Of-Platte, eine Raritätensammlung und ein Livealbum. Schön wars. Thank you for the music.
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